Die wahren Klimaaktivisten – Ein Besuch bei „Frei Raum Garten“

27. Oktober 2023 | Life

Das Hofgelände ist beeindruckend. Gesäumt von einem schönen Sandsteinhaus offenbart sich die umgebaute Scheune des ehemaligen Familienbauernhofs am Rand von Bubenreuth als Showroom, Büro und Besprechungsraum. Ein Betrieb im Landschaftsgartenbau mutet meistens etwas pragmatischer an.
Bei „Frei Raum Garten“ dagegen bekommt man sofort Lust, seinen Garten oder die Terrasse neu zu gestalten.

Text: Heike Aigner Bilder: Jan Lenfert

Mit Frei Raum Garten bietet Tobias Rumpler alles für den Außenbereich, was man sich nur vorstellen kann. Weit mehr als eine gepflasterte Terrasse und eine passende Bepflanzung. Wenn man will, beginnt die Planung eines Gartens noch bevor das Haus steht. Bis zur Ausstattung mit Möbeln, Pool und Außenküche bleiben keine Wünsche offen.
2013 hat er die Firma gegründet. Mittlerweile sind bei Frei Raum Garten 37 Mitarbeiter für alle Gewerke beschäftigt, die man im Landschafts-Gartenbau benötigt: Maler, Verputzer, Betonbauer, Gärtner.

Mit und in der Natur arbeiten

 

Welche Fachrichtung gibt es beim Beruf des Gärtners beziehungsweise der Gärtnerin, wie der Überbegriff heißt? Und welche bilden Sie aus?

Tobias Rumpler: Es gibt die Fachrichtungen Baumschule, Gemüsebau, Obstbau, Staudengärtnerei, Zierpflanzenbau, Friedhofsgärtnerei und Garten- und Landschaftsbau. Unser Betrieb bildet letzteres aus.

Welche Fähigkeiten sollte jemand mitbringen, der in dem Beruf erfolgreich werden möchte?

Tobias Rumpler: Grundsätzlich sollte Interesse an der Natur bestehen und daran, im Freien zu arbeiten. Ein gewisses Maß an Kreativität für die Gartengestaltung, sowie Talent für die Problemlösung schwieriger Flächen und technischer Anforderungen sind von Vorteil. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, wie in jedem Beruf, sowie der Service- und Dienstleistungsgedanke sind entscheidend. Denn gerade in mittelständischen Betrieben, wie bei uns, geht es hauptsächlich um private Gärten und da ist ein guter Austausch mit den Kunden besonders wichtig. Je nach Alter der Azubis wäre ein Führerschein gut. Wobei der Trend dahingeht, erst im Alter von 18 Jahren eine Ausbildung zum Gärtner zu beginnen. Eine gute Konstitution für körperlich etwas anstrengendere Arbeiten sollte vorhanden sein, auch wenn wir heute natürlich über technische Hilfsmittel verfügen, die vieles vereinfachen. Der schwerste Sack, den man heben muss, wiegt 25 Kilogramm. Männliche wie weibliche Azubis hatten bei uns hierbei bislang keine Schwierigkeiten. Eigeninitiative wird gern gesehen. Denn man kann Arbeitsprozesse immer verbessern. Wer mitdenkt und neue Anstöße beisteuert, kommt hier schnell voran.

Welche Aufgaben hat ein Gärtner im Garten- und Landschaftsbau?

Tobias Rumpler: Die Aufgaben richten sich nach der Ausrichtung des jeweiligen Betriebes. In mittelständischen Unternehmen, die hauptsächlich für Privatkunden tätig sind, ist der Aufgabenbereich besonders vielfältig. Neben der Bepflanzung, Be- und Entwässerung wird auch mit Steinen und Beton und bis zu einem gewissen Grad mit Holz sowie mit Metall gearbeitet. Alles, was eben bei einem privaten Garten anfallen kann. Anders als in Großbetrieben, die mehr gewerbliche Kunden bedienen. Da geht es oft mehr um einseitigere Tätigkeiten, wie zum Beispiel um Pflasterarbeiten.
Die Zeiten haben sich auch geändert, früher begrenzte sich die Gartengestaltung im Wesentlichen auf Einfahrt, Pflaster, Rasen und Hecke. Heute ist die Gartenraum-Gestaltung vielfältiger: Wasser, Wellness, Ruhebereiche, Außenküche, Sonnenschutz und ganz neu Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Themen, die bei der Planung zu berücksichtigen sind. Das Aufgabenfeld eines Gärtners ist somit stark gewachsen und viel umfangreicher als früher. Nicht jeder findet dabei sein Steckenpferd in der Bepflanzung, manche kümmern sich lieber um den Baumbestand, ein anderer arbeitet vorwiegend mit Beton und Steinen oder bedient die Technik. Das Berufsbild beinhaltet auch viele digitale Aufgaben: Vermessung oder Maschinensteuerung, ebenso wie die Aufbereitung und Präsentation der Gartengestaltung für den Kunden.
Jeder kann das Wirkungsfeld finden, das ihm gefällt. Das ist wichtig, denn die Arbeit soll Spaß machen, dann wird das Ergebnis auch begeistern.
Das Schöne ist, dass man als Gärtner am Ende immer ein fertiges „Werk“ vor Augen hat, man sieht, was man geleistet hat. Und die Freude der Kunden über ihren neuen Garten ist das schönste Lob.

Etz Produkte - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion
Etz Chefkoch Felix Schneider Koji - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion
Etz Vorratsfässer - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Fachmännische Gartenpflege und Heckenschnitt, oder die Anfertigung von Sonderbauteilen für die Außengestaltung sind Beispiele des Berufsbildes

Welche sind wichtige Themen bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Garten- und Landschaftsbau?

Tobias Rumpler: Mit dem Klimawandel verändern sich auch unsere Gärten, ebenso wie die Bepflanzung in Wäldern und Städten. Es gibt Pflanzen wie Thujen, die den hohen Temperaturen nicht mehr standhalten. Das Aufgabengebiet geht in zwei Richtungen. Zum einen werden neue Gärten von vornherein ganz anders geplant, dazu gibt es auch bestimmte Auflagen, die eingehalten werden müssen. Andererseits sind alte Gärten mit klimaangepasster Bepflanzung zu modernisieren. Denn ein bewässerungsintensiver Rasen ist nicht mehr zeitgemäß. Ein größerer Anteil an Blühpflanzen, Stauden und Pflanzen, die nicht so viel Wasser benötigen, ist gefragt. Es ist genau wie in den Bergen. Dort gibt es auch eine schöne Artenvielfalt – aber keiner gießt die Pflanzen. Wir brauchen robustere Sorten. Nadelwälder werden zu Mischwäldern. Tiefwurzler gegenüber Flachwurzlern bevorzugt. Die Kenntnis über die geeigneten Pflanzen ist in Zukunft lebensnotwendig. Die Fläche der privaten und auch der gewerblichen Gärten sind zusammengenommen sehr, sehr groß. Man kann hinsichtlich des Klimawandels hier einiges bewirken. Auch der Umgang mit Verdunstungsflächen, die kühlen, die Anordnung der Bepflanzung für Schattenflächen und vieles mehr spielen eine wichtige Rolle.
Der Gärtner hat hier mit seinem Know-how in Zukunft eine wichtige Funktion, die passenden Pflanzen zu kombinieren oder Auflagen wie überirdische Wasserführung im Garten attraktiv zu gestalten, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Einen Garten richtig zu planen, ist in Zukunft sehr vielschichtig und daher beratungsintensiv. Das Berufsbild hat eine verantwortungsvolle Aufgabe. Das Know-how muss man sich allerdings auch erarbeiten wollen, das ist klar. Ein geprüfter Fachbetrieb ist daher eine gute Ausbildungsstätte. Zum nachhaltigen Gartenbau gehört auch die Verantwortung für den Müll, der bei der Arbeit, beim Aushub et cetera anfällt. Wir arbeiten hier an einem neuen Konzept, das wir demnächst implementieren werden.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es nach der Ausbildung?

Tobias Rumpler: Sehr viele, die kann ich gar nicht alle aufzählen und erläutern: Techniker, Meister, Gutachter, Ingenieur, Tree-Worker, Baumpfleger, Baumkontrolleur. Der Spezialisierung sind keine Grenzen gesetzt.

Wie gestalten sich die Verdienstmöglichkeiten? Wäre es für ein höheres Gehalt besser, danach nochmal zu studieren? Zum Beispiel Landschaftsarchitektur?

Tobias Rumpler: Das ist eine Möglichkeit. Aber man kann mit entsprechender Leistung und Engagement auch ohne Studium gut verdienen.
Ein Landschaftsarchitekt plant einen Garten flächenmäßig nach Grünflächen und Bebauung. Wenn ein Gärtner kreativ ist, kann er bis zu einem gewissen Grad, vor allem bei privaten Gärten, durchaus eine Gesamtplanung vornehmen. Sein Vorteil ist, dass er durch sein umfassendes Wissen über Material und Pflanzen statt einer „Grünfläche“ auch gleich die passenden Pflanzen benennt. Er ist sozusagen der Innenarchitekt für den Garten.
Als Fazit kann man sagen, dass eine Ausbildung zum Gärtner oder zur Gärtnerin Naturfreunden mit und ohne Grünem Daumen bis hin zum Baumeister viele Möglichkeiten bietet. Gerade auch als Klimaaktivist kann man hier einiges bewegen.

Etz Chefkoch Felix Schneider - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Tobias Rumpler auf der Terrasse seines Firmengeländes

Etz Chefkoch Felix Schneider- Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Tobias Rumpler im Kundengespräch vor der umgebauten Scheune des ehemaligen Familienbauernhofs

Weitere Beiträge lesen

Schichtkunst – Layering-Looks von Adler Mode

Schichtkunst – Layering-Looks von Adler Mode

Lieblingsstücke, Basics – was bleibt, was ist nicht mehr en vogue. Eine Saison beginnt meistens mit einer Bestandsaufnahme der Garderobe. Der Layering-Trend ist ideal, um den eigenen einzigartigen Stil mit ein paar It-Pieces wieder neu erstrahlen zu lassen.

Welche Aufgabe hat Kunst in unserer Zeit?

Welche Aufgabe hat Kunst in unserer Zeit?

Kunst ist Kommunikation.
Wir haben die Nürnberger Galeristen Klaus Bode und Laurentiu Feller gefragt, welche Bedeutung Kunst in unserer heutigen Gesellschaft hat, und wie beziehungsweise, ob sie sich in Zeiten der Digitalisierung verändert.