Text: Till Ochner Titelbild: Michael Pilz
Der Werdegang des Jungunternehmers liest sich schon ein wenig nach dem amerikanischen Traum. „2001 kam ich mit elf Jahren aus dem Libanon nach Deutschland. Wir wollten hier Fuß fassen, so der Wunsch meiner Mutter, die in Beirut zuvor für eine Hilfsorganisation tätig war. In Erlangen ging ich zur Schule, und während ich dort für die Mittlere Reife lernte, jobbte ich auf dem Marktplatz. Morgens sehr früh aufstehen, einen Fischstand aufbauen, dann wieder heim ins Bett, kurz schlafen und rechtzeitig in die Schule. Insgesamt acht Jahre Fische verkaufen und eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, allerdings ohne lukrative Perspektive“, erzählt Kareem.
Joghurt brachte den Stein ins Rollen
Eine Perspektive sah er allerdings in einer neuen Geschäftsidee: Autos anderer Leute putzen. Aber mit Abholen, reinigen, aufbereiten und anschließend sauber zurückbringen. „Die Kunden vertrauten mir, kannten mich doch viele schon vom Fischstand. Das Geschäft lief gut, ich hatte bald fünf Filialen und einen Onlineshop für Autopflegemittel. Dann kam der Tag, als ein Kunde klagte, dass er im Fahrzeug Joghurt verschüttet habe. Um den unangenehmen Geruch zu bekämpfen, versprühte ich mein Lieblingsparfum. Ungefragt machte ich das auch bei anderen Autos. Der Erfolg blieb nicht aus. Jetzt wollten alle ihren Autoduft, ich war gezwungen, ständig neue Düfte zu kreieren“, schildert der 32-Jährige.
Das Team von Venteri.
Bild: Venteri
Mit den verschiedenen Duftölen kann der passende Duft entwickelt werden.
Bild: Michael Pilz
„Es gibt keinen Duft, den ich nicht kreieren kann.“
Die große Nachfrage gab ihm Recht, als er sich konsequent dem neuen Geschäftsmodell widmete. Nachdem ein befreundeter Arzt seine ganze Praxis erfolgreich mit den Raumdüften versah, startete Kareem 2019 durch. Mit über 200 verschiedenen Duftölen bester Qualität kreiert er für jeden Raum und für jede Nase den passenden Duft: „Es gibt nichts, was es nicht gibt – alle Düfte sind möglich. Ganz individuell lassen sich Kundenwünsche verwirklichen. Ganz gleich, ob für den privaten Raum, für Hotels oder Geschäfte, für Messen oder Veranstaltungen. Wichtig ist mir aber immer die gute Qualität der Ausgangsstoffe, keine Billigware, die schnell verduftet“, betont er. Und wichtig ist dem Selfmademan mit seinem 13-köpfigen Team auch die exklusive Präsentation seiner Kreationen. Seine Grafikerin konnte drei Jahre hintereinander den Graphic Award für die gelungenste Verpackung gewinnen.
Zukunftsvisionen
Und dann kam Corona. Besonders hart war für sein junges Geschäft, dass Ethanol überall zur Desinfektion gebraucht wurde und Ethanol jedoch zum Verdunsten der Duftöle benötigt wird. „Wir haben trotzdem durchgehalten, eineinhalb Jahre Sparflamme, dann ging es aber rasch aufwärts. Neue Aromen, neue Duftkerzen, besonders hochwertige Raumdüfte, Premium Autoparfüme. Mein Ziel ist, einer der größten Raumduft-Hersteller zu werden und die Marke Venteri überall bekannt zu machen. Ich möchte hochwertige Parfums auf Raumdüfte übertragen. Da ich für jede Idee offen bin, kann ich mir gemeinsame Veranstaltungen und Präsentationen mit Kolleginnen und Kollegen gut vorstellen, da Konkurrenz bekanntlich das Geschäft belebt und zu neuen Ideen anregt.“