Hart umkämpfter Markt
Aber abseits des Spirit, gehört viel dazu, sich in einem solch umkämpften und überfluteten Markt wie dem der Bekleidungsindustrie selbstständig zu machen. Der Spirit braucht das Handwerk, das Verständnis davon, wie der Einzelhandel funktioniert, um seine Leidenschaft auch in ein funktionierendes Geschäft zu verwandeln. Und mit diesen Gedanken setzten sich die Gründer Steve und Raimar gemeinsam in ihren Mittagspausen auseinander, als sie noch für große Modehäuser in Nürnberg arbeiteten. In harter Eigenarbeit, mit tatkräftiger Unterstützung ihres Netzwerks aus Freunden und Kontakten können die beiden ihre Gespräche 2013 Wirklichkeit werden lassen. Im bubeundkönig wird, ganz dem Namen nach, nicht nur ein Klientel bedient – und niemand ausgeladen. „Oft wissen die Kunden nicht, was sie suchen. Sie verbringen Zeit bei uns – und heben einen Schatz.“, erklärt Sandro. Die drei selbst zeigen auch, dass sie sich bei „buk“ – wie es bei Liebhabern heißt – nicht von einem Stil binden lassen: Steve im lässig weiten Avocado T-Shirt, Sandro im 30er Jahre Arbeiterstil, Raimar in der heutigen Interpretation der 50er – jeder kann sich hier zusammenstellen, was ihn sich wohl fühlen lässt und es wird sich auch nicht nur an ein Klientel gerichtet.
Das ist ein gefährlicher Drahtseilakt. Aber hier, im bubeundkönig gelingt er, nicht zuletzt wegen des Qualitätsverständnisses der Betreiber. Die Preise werden immer mit der Qualität verknüpft; die Geschichte des Kleidungsstücks sorgt dafür, diesen Preis auch zahlen zu wollen, um lange Freude an dem besonderen Stück zu haben. Vielleicht ist das in Zeiten von Instagram und Co. auch die einzige Art noch den Individualismus der Mode zu erhalten.
Herausforderung Damenwelt angenommen
Und was ist mit den Frauen? „Manche haben dann auch schon mal zu einem Herrenteil gegriffen, das ist heutzutage ja nicht mehr unbedingt das Problem“, sagt Steve. Die meisten waren aber irgendwann von ihren stundenlang im Laden schwadronierenden Männern genervt. 2018 wird das Projekt „Damenausstattung“ mit vollem Einsatz erschlossen. Mit der Erweiterung des Ladens und des Sortiments schaffen die Buben den Durchbruch, sowohl durch die Wand, als auch zu den Damen. Während Steve und Sandro bereits Erfahrung mit der Beratung der Königinnen haben, entsteht für Raimar eine neue Herausforderung: „Für mich war es aufregend, mich weiterzuentwickeln“, verrät Raimar. bubeundköniginnen, der Teil des Ladens der sich unaufgeregt und folgerichtig in das Gesamtkonzept, in den Laden selbst einfügt, zeigt neben dem Spirit, der Leidenschaft der Buben, eine der wichtigsten Eigenschaften in diesem Geschäft: die Lust der Entwicklung, ohne dabei auf jede Idee blind aufzuspringen. Das neue Angebot wird gut angenommen, vielleicht auch ein wenig der Tatsache geschuldet, dass der heimliche Traum des modebewussten Herren erfüllt wird.
Königreich des Besonderen
Am Ende unseres Gesprächs fällt mein Blick auf einen schwarzen Leinenanzug – die Geschichte: angefertigt von HANSEN GARMENT, zuerst speziell für Raimar, dann exklusiv für bubeundkönig limitiert auf zehn Stück. Die Buben sitzen auf einer Bank vor ihrem Königreich. Ich verlasse sie – natürlich mit dem Anzug; er passt hervorragend zu meinen Arbeiterstiefeln. „Sollen wir den Mantel nach Berlin schicken? Ist kein Problem.“, sagt Sandro. Ich verneine – und weiß, dass ich morgen anrufen werde. Sie sollen; denn nichts kleidet einen Buben königlicher, als dieses Gefühl, etwas Besonderes am Laib zu tragen. Wie Walther Rathenau so schön sagte: „Eleganz ist gemeisterte Verschwendung.“