Dort wo andere nur den Fernseher (oder ihren Laptop) anschalten, müssen hier Künstler und Künstlerinnen gefunden und gebucht, Einlass- und Barpersonal eingeteilt, Verhandlungen geführt, Programme geschrieben und Abrechnungen abgewickelt werden. 1996 suchte der Verein jemanden, der diese Leitung übernehmen könnte. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft, Amerikanistik und Germanistik in Erlangen, erschien das als ein perfekter, aber kurzer, erster Einstieg in den Kulturbetrieb. Aber Kultur und Lebensläufe sind eben meist schwer planbar: „Ich habe mich schnell in diese Kunstform verliebt, eine Kunstform die sehr frei ist, Abwechslung bietet,“ sagt Ulrike Mendlik und sieht sich in ihrem Reich um; dann fügt sie verschmitzt an: „Mit Humor zu tun zu haben ist sehr anstrengend – und sehr, sehr bereichernd.“
Das Burgtheater ist mittlerweile zu einer festen Institution geworden. Auch durch den seit 1991 von der Stadt Nürnberg gestellten Deutsche Kabarettpreis. Dieses Jahr ist es der berühmte Max Uthoff, der den Hauptpreis erhält, aus dem seltenen Schweizer-Polit-Kabarett Lisa Catena, die den Förderpreis und der Magier Detlef Simon a.k.a. Desimo, der die Grenzen des Kabaretts neu auslotet, der den Sonderpreis erhält.
Bild: Dominic Reichenbach
Bild: Udo Leitner
„Das sind natürlich Ausgangsbedingungen, die einen permanenten Drahtseilakt fordern“ sagt Ulrike Mendlik ernst. Auf die Nachfrage, ob sie hier Chancen in der Kulturhauptstadtbewerbung sieht, wiegt Ulrike Mendlik den Kopf. Der Diskurs der dort geführt wird, sei „sehr akademisch; ob er in der Lebensrealität von Betrieben wie diesem oder auch für bildende Künstler positiv wirkt, dass muss sich erst noch zeigen. Was nicht heißt, dass ich den Diskurs nicht gut finde.“
Wir verabschieden uns draußen, der Punk vom Plakat schlürft aus dem Champagnerglas: Andreas Thiel ist einer der Kabarettisten, die sich kompromisslos und geistreich seinen Platz erarbeitet haben. Und nun vorerst seine Bühnenzeit beendet. Januar 2020 kommt er aber noch einmal ins Burgtheater, er liebt diesen Ort. Die kleine Bühne sieht weiterhin guten Zeiten entgegen, nur muss man das eben nehmen, wie gutes Kabarett: mit Selbsthumor und nicht für selbstverständlich.