Freundschaft, Kunst und Wahnsinn

1. Dezember 2023 | People

Im Gespräch mit Matthias Egersdörfer und Lothar Gröschel.

Die fränkische Boy Band „Fast zu Fürth“ hat eine lange, bewegte Geschichte. Die Anfänge liegen in den 90er Jahren. Wir haben uns mit den beiden Gründern Matthias Egersdörfer und Lothar Gröschel getroffen, um über ihr gemeinsam verfasstes Buch zu plaudern.

Text: Heike Aigner Titelbild: fotoheimat.de

„Draußen ließ  währenddessen ein Grünspecht sein  hinterhältiges  Lachen hören.“

 

Matthias Egersdörfer ist den meisten in seiner Rolle als charmanter fränkischer Grantler bekannt. Als Kabarettist hat er zahlreiche Preise gewonnen, zum Beispiel das Passauer Scharfrichterbeil (2007), den Österreichischen Kabarettpreis (2015), den Deutschen Kleinkunstpreis (2015), den 13. Kulturpreis der Stadt Fürth (2018) – um nur einige zu nennen. Matthias Egersdörfer ist für Franken das, was Gerhard Polt für Oberbayern ist. Beide beschäftigen sich mit dem Wahnsinn des Alltäglichen, steigern sich cholerisch in höchste Höhen, dabei bleibt Polt in der Realsatire und Egersdörfer begibt sich in Fantasiewelten und bemüht auch mal fleißige Bienen oder großkotzige Spinnen unter der A73, für seine nicht ganz unterschwellige Gesellschaftskritik. Und man fragt sich, wie sich ein Mensch überhaupt dahindenken kann.

Aber er ist nicht nur erfolgreicher Kabarettist, sondern auch Schauspieler. Beispielweise zu sehen im Franken Tatort als Hauptkommissar der Spurensicherung oder im Eberhofer Krimi Kaiserschmarrn Drama als Rocker. Bevor seine Karriere steil nach oben ging, wurde er Meisterschüler an der Akademie der bildenden Künste bei Professor Peter Angermann. Als Buchautor hat er neben anderen Werken 2019 den Bestseller „Der Vorstadtprinz – Roman meiner Kindheit“ veröffentlicht und für den BR beim Podcast „Betthupferl – Gute-Nacht-Geschichten-für-Kinder“ auch kleinere Fans erfreut. Er schreibt als Kolumnist beim Stadtmagazin curt. Und ist ein begnadeter Tänzer. Deshalb ist er eigentlich auf die Bühne gegangen.

Lothar Gröschel hat Evangelische Theologie studiert. Das war die Grundlage für seine Berufung zum PR-, Werbetexter und Autor. Er hat als Fußballreporter und Fremdenführer in Berlin gearbeitet. Über einen befreundeten Grafiker ist er zur Werbung gekommen. Nachdem er einen Nachhaltigkeitsbericht für ein Unternehmen konzipiert hatte, ist er bei dem Thema geblieben und heute Inhaber einer Agentur für Responsible Branding und nachhaltige Kommunikation in Berlin. Lothar Gröschel hat zusammen mit Matthias Egersdörfer „Fast zu Fürth“ gegründet und ist seit 30 Jahren fester Bestandteil der Band. Er schreibt Geschichten (unter anderem „Heute hier, morgen Bier“, die Comic-Reihe „Die Heckels“ – beide sind in der Edition Blumen veröffentlicht) und Lieder und hat mit Matthias Egersdörfer „Das Lachen des Grünspechts“ verfasst.
Dieses Buch ist eine Hommage an eine besondere Fünf-Männer-Freundschaft, die in Winterstein in der Fränkischen Schweiz, eine WG, einen Kulturverein und die Band „Fast zu Fürth“ gegründet hat.

Es ist ein herzerfrischender Rückblick auf die heftige Sturm- und Drangzeit der jungen Männer in den 90er Jahren, der anhand zahlreicher wilder, skurriler Ereignisse bisweilen aufs Ausführlichste und Amüsanteste geschildert wird. Zwischen Abgründen und Höhenflügen, verqueren und verkopften Diskussionen, bilden prächtige Wortschöpfungen und -verdrehungen in der humoristischen Egersdörfer-Gröschel-Manier einen Reigen aus Geschichten des nicht ganz normalen Alltagswahnsinns. Wortreichtum und Fantasie sind – wie nicht anders zu erwarten war – grenzenlos und münden auch ab und an in poetisch schöne Beschreibungen der fränkischen Landschaft.

Matthias Egersdörfer und Lother Gröschel Buchtitel - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Das Buch ist erhältlich in jedem gut sortierten Buchhandel. Hardcover ISBN 978-3-922895-54-1

Matthias Egersdörfer und Lother Gröschel Tour-Plakat - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Aktuelle Tour, Termin Nürnberg 25.4.2024 im Gutmann.

„Durch das Fenster drang das Abbild der großen Wiese herein, auf dem mehrere Apfelbäume und eine stattliche Mollerbuschbirne posierten, als hätte sie ein entfernter, gleichwohl kunstsinniger Verwandter vom Schöpfergott dorthin gepflanzt, um die menschliche Tristesse mit etwas absurd Schönem zu beschämen. … Ganz hinten zeichnete sich bei guter Sicht der Moritzberg ab – ein Findling, der selbst den heftigen Fluten des Jurameeres standgehalten hatte, die vor etlichen Äonen die karstige Landschaft der Fränkischen Schweiz geformt hatten. Wie ein fester Busen wölbte er sich über die Horizontlinie.“

Das ganze Buch hindurch wird die fränkische Lebensart gefeiert. So kommt man nicht umhin, während der Lektüre zu fränkischen Spezialitäten wie Presssack, Bauernseufzer und Bratwurstgehäck zu greifen. Und selbst als reiner Weintrinker verspürt man einen unglaublichen Bierdurst. Denn es wird in der Geschichte reichlich davon genossen und ordentlich dazu geraucht.

Gehören fränkische Spezialitäten und Bier und bei Ihnen immer noch zu den Grundnahrungsmitteln?

Egersdörfer: Auch viel Käse und Gemüse, jedenfalls viel mehr als zu der damaligen Zeit.
Gröschel: Ich esse viele Dinge. Ich finde es großartig, dass es auf dem fränkischen Land noch viele kleine Metzgereien und Bäckereien gibt. Im Buch haben wir auch von dem Ort St. Helena erzählt, der wirklich noch ein Eldorado ist. Da gibt es in einem Dorf mit 50 Einwohnern zwei Bäckereien. Matthias hat es im Buch so beschrieben: „Sie backen das beste Brot auf der Welt – und noch viele schöne andere Sachen“.
Die Liebe zur fränkischen Kulinarik hat für mich über diese Zeit hinaus weiterhin Bestand und ist für mich sehr wichtig. Wenn das Buch den Eindruck vermittelt, dass die fränkische Kulinarik was Besonderes ist, dann freut uns das.

„Altfränkisches Bier war dem Gröschel sein heiliges Seibeiuns – mit diesem stark gemalzten, bernsteinfarbenen Gebräu war er von nahen Angehörigen seit frühestem Grundschulalter vertraut gemacht worden. … die versammelte Korona mit einem wahren Wunderwerk an geschmacklich ausbalancierter Brösel-, Stopf- und Rollkunst zu überraschen. …“Oh heiliges Brandopfer“, zirpte der Gröschel, …“

Die Entstehung des Buches

Wie kam die Idee zu dem Buch?

Egersdörfer: „Fast zur Fürth“ ist nach Davos zu einem Auftritt gefahren und wir hatten viel Zeit. Da kam uns in den Sinn, ein wissenschaftliches Grundlagenwerk zu erschaffen, um dem geneigten Publikum, das vielleicht nicht freiwillig kommt, etwas an die Hand zu geben, was dazu führt, dass es sagt, wir gehen einmal zu einem Konzert von denen.

Apropos wissenschaftlich: Der fulminant wortgewandte Sprachstil geht auf den österreichischen Poeten Ernst Jandl – der auch öfters im Buch erwähnt wird –, auf den fränkischen Dichter Jean Paul und Eckhard Henscheid, den Mitgründer der Zeitschrift Titanic, zurück. Letzterer hatte in den 80er-Jahren einen Riesenerfolg mit der „Trilogie des laufenden Schwachsinns“. War das eure Inspirationsquelle? Haben sie den Sprachstil geprägt?

Egersdörfer: Das kann ich so nicht beurteilen. Wir haben uns zu dieser Zeit mit diesen Dichtern beschäftigt. Das waren Sachen, die wir damals und auch heute schätzen. Ernst Jandl im Geiste und in der Manier der humoristischen Wintersteiner-Hausgemeinschaft.
Gröschel: Da kann man auch gut noch einige Namen ergänzen. Aber, ob die dann alle so prägend waren, kann ich nicht sagen. Arno Schmidt ist auch ein wichtiger Name gewesen. Und viele Leute aus der neuen Frankfurter Schule, zum Beispiel Robert Gernhardt. Auch das Lesen der Titanic – das war damals ein wichtiges Magazin. Die Briefe an die Leser, die Humorkritik. Die Texte von Max Goldt und dem Österreicher H.C. Artmann. Das sind alles Leute, die sich viel mit Sprache beschäftigt haben und auch mit Sprache gespielt haben. Da bekommt man Lust mit der Sprache etwas zu machen.

„Es ist wahrlich eine frühe Vorform von Liebe, weißt du, von der richtigen und wahren Liebe, wie man sie bei den Ausgrabungen von keltischen Hügelgräbern in der Nähe von Oberndorf entdeckt hat“, …“Die allatopojadische Muschiquerung wird sie im Volksmund genannt.“

Wie hat sich die Zusammenarbeit bei diesem Buch gestaltet. Habt ihr beide abwechselnd geschrieben? Es gibt keinen Bruch im Erzählstil. Wie hat das funktioniert?

Egersdörfer: Wir haben jetzt nicht grundsätzlich theoretisiert, wie die Sprache sein soll. Einer hat angefangen und hat ein Kapitel geschrieben und der andere hat darauf geantwortet. Es gibt auch Kapitel, in denen wir beide hin und her geschrieben haben.

Matthias Egersdörfer mit Schirm - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Matthias Egersdörfer
Bild: Thomas Probosch

Matthias Egersdörfer und Lother Gröschel - Excudit | Kulturmagazin für Nürnberg und die Metropolregion

Matthias Egersdörfer und Lothar Gröschel
Bild: fotoheimat.de

Von der WG zum Kulturverein  Winterstein e.V.

„Zeppeline könnten dort landen aus fernen Ländern. … Früher standen da Kühe und haben gemuht. Die wollten nichts weniger zum Ausdruck bringen, als dass an diesem Ort, an dem sie stehen und liegen, fressen und scheißen und schlafen, einmal große Dinge passieren werden.“

Die Geschichte beginnt mit der Gründung einer Männer-WG in der schönen Fränkischen Schweiz. Weit draußen auf dem Land, wo es noch nicht einmal Straßennamen gibt. In Winterstein Hausnummer 18. Warum ist die WG aufs Land gezogen und nicht in die Stadt?

Egersdörfer: Die Kollegen Moll und Gerstenhauer hatten eine Schreinerlehre in Gräfenberg angefangen. Sie wollten nicht mehr daheim wohnen und der Schreiner Kunzmann hat sie darauf hingewiesen, dass in Winterstein ein Haus leer steht. Die beiden haben den Theologen Gröschel gefragt, ob er nicht auch Interesse hätte, da einzuziehen, damit die Miete nicht ganz so teuer wird.

Warum bist du nicht eingezogen, Matthias?

Egersdörfer: Ich habe zu der Zeit schon in Fürth gewohnt.

Ich hätte jetzt gedacht, so eine Männer-WG ist doch spannend, da möchte man doch gleich dabei sein.

Egersdörfer: Ich weiß es nicht mehr so genau. Vielleicht bin ich auch gar nicht gefragt worden.
Gröschel: Du bist gefragt worden! Du hast die Antwort ewig ausgesessen. Wir haben immer ein Zimmer für dich freigehalten.
Egersdörfer: Stimmt, das hab‘ ich ja auch gelegentlich bewohnt.

 

„Irgendwann sollte daraus ein  Schrein für eine  monatelang  getrocknete
Leberwurst werden.“

 

„Und dann hat der Stadtmensch den köstlichen Stoff kräftig inhaliert und stand lange da mit weit geöffnetem Mund auf dem Kies vor dem Haus, völlig bewegungslos, und hat geschnappt nach der Luft und ihrem Schmelz.“

Als du das erste Mal das Anwesen betreten hast, beschreibst du im Buch so wunderbar deinen Eindruck:

„… Rauch von Holz und Tabak mochte sich hier vermählt haben. Und schmeckte er da nicht auch ein Sauerkraut heraus und grobe Würste, die in der Pfanne zubereitet worden waren? Den schwachen Hauch eines Tropfens Parfüm auf dem Ohrläppchen einer jungen Frau, die hier lachend die Treppe hinaufgeschwebt war. Und Schweiß aus Lederjacken, verstreuten Schuhen und Strümpfen, die eine beachtliche Kadenz ausdünsteten. Getrocknete Regen- und Schnapstropfen …Kaffee- und Liebesdampf aus grauer Vorzeit und dem allmählichen Ende des 20. Jahrhunderts …“

Egersdörfer: Die Redakteurin vom Betthupferl hat mir mal mit auf den Weg gegeben: Man muss riechen und schmecken, was man sieht, wenn man für junge Menschen schreibt.

Ihr hattet dann die Idee, im angrenzenden Kuhstall eine Ausstellung zu veranstalten. So ist der Kulturverein Winterstein e.V. entstanden. Dort gab es regelmäßig Kunst, Literatur, Musik und Theater. Warum habt ihr eure Zelte nach drei Jahren schon wieder abgebrochen?

Egersdörfer: Es wurde Eigenbedarf angemeldet. Dem Vermieter wurde das auch zu viel. Die Berichterstattung und die vielen Autos aus Nürnberg, die dann immer auf seiner Wiese standen. Das hat ihm nicht so behagt, würde ich sagen.

Was ist dann aus dem Verein geworden?

Egersdörfer: Wir hatten danach eine Spielzeit in Schloss Wiesenthau, da waren wir eine Zeit lang, dann in Erlangen in einem Nebenraum eines Antiquariats. Seitdem gibt es immer wieder mal Spielorte, aber keine festen.

Finden auch noch Ausstellungen statt?

Egersdörfer: Ja, immer wieder mal. Die letzte war im Defethaus in Nürnberg.

Eine Band ward geboren.

Im selben Jahr 1993 wurde die Band „Fast zu Fürth“ gegründet. Matthias, du schreibst im Buch „Wir zeigen den Leuten, wie die Sprache singen kann. Sprechtrommeln, flöten, kabauzen, untergründeln und anti-protestantisieren …. Die Idee, eine Band zu gründen kam von dir, Matthias?

Egersdörfer: Das war in dieser Jandl-Begeisterung zunächst ein Versuch, Sprechgedichte aufzunehmen, mit den zwei Damen, wie in Kapitel „Die Dunkel, die Blonde und der Braune“ beschrieben. Das ist aber zunächst irgendwie gescheitert. Dann haben wir beschlossen, es erst einmal auf die volkstümliche Art zu probieren und der Lothar hat Akkordeon dazu gespielt.

In einer Nacht im Hinterhaus habt ihr beide dann die Band gegründet. Zitat: „Die Band sollte nach der Stadt heißen, in der sie das Licht der Welt erblickt hat: Fürth. Und weil das zu einfach gewesen wäre, habt ihr sie „Fast zu Fürth“ getauft. Im Buch erwähnt ihr, dass die Namensgebung eventuell auf den angeborenen Mutwillen zum leicht unangenehm müffelnden Wortspiel des Kommilitonen Bernhard Koch zurückzuführen ist. Wie ist das zu verstehen?

Egersdörfer: Naja, Fast zu Fürth ist ja eigentlich ein grauenhaftes Wortspiel. Somit ist schon mal die Grauenhaftigkeit im Titel drin. Wir wollen das Publikum ja nicht von Anfang an hinters Licht führen.
Gröschel: Der Name ist eigentlich eine große Werbeleistung, denn er bleibt einem im Gedächtnis hängen.

Die Welturaufführung von „Fast zu Fürth“ fand in einer Drei-Zimmer-Wohnung in München statt, zunächst nur mit der Besetzung Egersdörfer und Gröschel. Es war ein voller Erfolg und es ging auch ziemlich wild zu. Mit welchem Lied hattet ihr euren Durchbruch?

Egersdörfer: „Therapeutisch feiern“, würde ich sagen, das war auch zweimal im Bayerischen Fernsehen.

Im Buch heißt es an einer Stelle – Zitat: „Eine Band ward geboren, wie es vor Jahrhunderten die weisen Männer in Veitshöchheim, Oberleiterbach und Cadolzburg prophezeit hatten.“ Was hat es mit dieser Prophezeiung auf sich?

Gröschel: Wir stecken tief in den Religionen drin und da spielen solche Sachen, wie eine alte Prophezeiung, schon eine Rolle. Vielleicht ist sie ein bisschen ausgedacht, aber sie verweist auf die Gegenden, wo ich mir vorstellen kann, da könnte so eine Prophezeiung hergekommen sein. Aus Veitshöchheim halt.
Egersdörfer: Der Fasching ist es nicht. Aber da gibt es bestimmt einige Heilige, die vor 100 Jahren in irgendwelchen Apokryphen mal verlautbart haben, dass irgendwann einmal drei bis fünf Männer übers Land ziehen werden und eine große sinnstiftende Verwirrung beginnen.

Auf den Musikcovern seid ihr konsequent immer in Unterwäsche abgebildet? Wieso ausgerechnet in Unterwäsche?

Gröschel: Ich persönlich habe auch immer gern die Schiesser Doppel- und Feinrippsachen getragen. Und man hat sich gegenseitig auch manchmal damit aufgezogen. Irgendwann sind wir auf die Idee gekommen, dass wir eigentlich für Schiesser auch modeln könnten. So als B- oder C-Körper, nicht total durchtrainiert mit Sixpack. Wir kamen auf die Idee, einfach mal ein Shooting von der Band in Unterwäsche zu machen. Das erste Bandfoto wurde im Winter, in Lauf auf dem Kunigundenberg aufgenommen. Da hat es Schnee gegeben und der Fotograf Andreas Moll hat uns fotografiert. Das war superschön. Danach war ich krank. Wir haben damals auch einen Brief an Schiesser geschrieben, ob die vielleicht Bedarf haben, mit uns mal was zu machen. Wir haben nie eine Antwort bekommen.
Egersdörfer: Ich glaube, die Unterwäsche war die Obsession von Andreas Moll. Er hat gesagt, er macht ein Foto von uns, aber er würde sich wünschen, dass wir das in Schiesser Feinripp machen. Jahre später haben wir einen Fotografen für ein Coverfoto angefragt. Der hatte zunächst keine Lust. Dann hat er die Fotos in der Unterwäsche gesehen und hatte Interesse. Damit ist er ziemlich erfolgreich geworden. Das Bild ist im Stadtweiher der Stadt Fürth entstanden. Früh um halb sechs, als die Sonne schön in den Bäumen stand. Es hing sogar mal eine Zeitlang in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung.

Lothar, du praktizierst das „Gurzen“. Was versteht man darunter? Wie muss man sich das vorstellen? Ein Geräusch zwischen Jodeln und Gurgeln?

Gröschel: Gurzen ist eine typische Äußerung, die auf fränkischen Landkirchweihen praktiziert wird. Das ist sowas Vorsprachliches. Das kann man auch noch machen, wenn man zehn Maß Bier getrunken hat. Es ist eine Mischung aus Jodeln und Schreien. Das geht so laut, dass man es noch in der übernächsten Ortschaft hört.

Ihr habt auch einen illegalen Kulturclub im Keller des Hinterhauses in Fürth betrieben. Euch ist der Trend aus Berlin zu Ohren gekommen und ihr habt das gleich mal umgesetzt. Das war auch ein voller Erfolg. Hatte sich das etabliert?

Egersdörfer: Der ist einige Jahre gelaufen, immer einmal im Monat. Auch noch nach der WG in Winterstein.

Mit Losungswort?

Egersdörfer: Nein, mit einer aufwendigen Klingelkonstruktion. Den Gästen wurde über Handzettel mitgeteilt, wo sie klingeln müssen. Und dann wurde die Klingel in den Keller umgeleitet. Wenn es geläutet hat, ist jemand hoch und hat die Tür aufgemacht.

Und ihr seid nie aufgeflogen?

Egersdörfer: Zunächst hat es einige Jahre im Keller im Vorderhaus stattgefunden. Irgendwann ist eine ältere Mieterin, die über 70 Jahre alt war, in den Keller gekommen und hat die Überreste gesehen. Sie meinte, wenn sie die Leute so sieht, dann sind das doch alles angenehme Menschen. Aber wenn sie sich anschaut, was übrigbleibt, hat sie doch Angst und muss an das Höllenfeuer denken. Dann gab es eine erste offizielle Besprechung mit den Mietern und Vermietern und ab da ist die Kellerkneipe ins Hinterhaus gezogen.

Ihr habt eine Weile pausiert. Einige sind weggezogen. Lothar ist nach Berlin gezogen. Was ist aus der Männerfreundschaft und der Band geworden?

Gröschel: Wir haben bis Ende der 90er Jahre immer noch zusammen auf verschiedenen Veranstaltungen gespielt, zum Beispiel in Nürnberg bei der langen Clubnacht. Bei der Ausstellungseröffnung vom großen Künstler Reiner Zitta in Regensburg in der Ostdeutschen Galerie, dort haben wir eine Oper uraufgeführt. Wir haben uns nie aus den Augen verloren, aber die Bezüge wurden ein bisschen dünner. Der andere Kollege lebte damals auch in Berlin und dann haben wir gedacht, wir müssen wieder mal mit der Band spielen und andererseits hat die Idee beim Matthias und Philipp Moll in Fürth und Nürnberg auch gegärt. Wir haben uns alle in Berlin getroffen und einen Tag lang im Studio probiert. Dann haben wir beschlossen, dass wir mit der Band wieder loslegen wollen.

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