2007 hat Richard Hofmann das Unternehmen „add-on Personal und Lösungen“ gegründet. Zunächst als klassisches Zeitarbeitsunternehmen. 2010 kam das zweite Unternehmen co-check dazu. Die Idee hinter dem Joint Venture war, produzierende Unternehmen kurzfristig für die Qualitätsprüfung und -sicherung von neuen Fertigungsstrecken mit Personal auszurüsten. Zu dem Zweck war co-check bereits von Anbeginn in die Planung involviert und hat frühzeitig auch dafür gesorgt, dass das Personal durch Weiterbildung schnell geschult und verfügbar ist.
Text: Heike Aigner Bilder: Matthias Schäfer
Ab 2015 wurde der Bereich „Erwachsenenbildung“ im technischen und später auch im kaufmännischen Bereich enorm ausgebaut und co-check wurde zum hauseigenen Bildungsträger mit öffentlichem Auftrag. Das heißt, alle Weiterbildungen werden mit einer IHK-Abschlussprüfung, die teilweise direkt bei co-check abgenommen wird, beendet. Mittlerweile gehört auch ein Friseursalon, als externe Bildungsstätte für den Friseurnachwuchs, dazu. So hat sich die Ausrichtung von co-check vom Industriedienstleister hin zum erfolgreichen Bildungsträger gewandelt.
Die Kombination aus Personaldienstleistung und Bildungsträger ist auf dem Markt einzigartig und sozusagen Ihr Erfolgsgeheimnis. Welche Vorteile entstehen dadurch für Unternehmen auf der einen und Jobsuchende auf der anderen Seite?
Richard Hofmann: Das „Erfolgsgeheimnis“ ist wohl eher das Schaffen einer absoluten Transparenz zwischen dem lokalen Bildungs- und dem regionalen Arbeitsmarkt und eben keine kryptische Geheimformel, die so wirkt, als hätten wir den „Stein der Weisen“ entdeckt. Unternehmen wissen selbst am besten welche Qualifikation ihre Fachkraft haben soll – kennen aber in der Regel nur die klassischen Ausbildungswege und die gegenwärtige großzügige Förderlandschaft meist nur wenig. Wir unterstützen das Personalmanagement unserer Kundenbetriebe, die Fachkräftemangel haben, und entwickeln gemeinsam Lösungen, dass diese auf das tatsächliche Potenzial der vorhanden Personalressourcen zugreifen und diese „smart“ qualifizieren können. Für Jobsuchende und bereits Beschäftigte ergeben sich dort natürlich die Möglichkeiten, auch im höheren Alter eine Ausbildung anzustreben – und das eben in der Regel passend zum Lebensalter und der bisherigen Biografie. Das kann heißen, man bekommt ein tatsächliches Gehalt und eben keine „Ausbildungsvergütung“, die in der Regel nicht ausreicht, um als erwachsener Mensch seinen Lebensunterhalt oder sogar eine Familie zu versorgen. Die Ausbildungszeit ist verkürzt und man ist mit Gleichaltrigen zusammen – darum fällt das Ganze umgangssprachlich unter den Begriff „Erwachsenenbildung“ und für die Fortgeschrittenen im Personalwesen unter das Fachwort „Anpassungs- oder Aufstiegsqualifizierung“.
Für mehr Fachkräfte
Der Fachkräftemangel wird auch kommende Generationen vor große Probleme stellen. Beispielsweise stehen viele Lehrstellen wichtiger Handwerksbetriebe buchstäblich leer. Dies bedeutet, dass auf lange Sicht gesehen dort Lücken entstehen, die nur schwer zu schließen sind.
Wie können Sie Unternehmen weiterhelfen, um die benötigten Fachkräfte zu bekommen?
Richard Hofmann: Es gibt wie meistens keine allgemeinverbindliche Lösung, keinen „Doppelwumms“ oder „Bazookas“ gegen den Fachkräftemangel. Jedes Unternehmen – auch innerhalb einer Branche – ist anders. Wir haben es mit gewachsenen Organisationen, Strukturen und Persönlichkeiten zu tun. Jede Fachkraft mit gleicher Qualifikation ist eben nicht „gleich“. Wir in der add-on GRUPPE sind in der Lage, sehr schnell mit Kundenunternehmen einen individuellen und nachhaltigen Weg zur Fachkräftegewinnung zu entwickeln, der das Ziel hat, dass die entsprechenden Positionen sicher kurzfristig und wirtschaftlich besetzt werden. Die Vielzahl an möglichen Kombinationen übersteigt den Raum, um diese aufzuzählen. Einwanderung von Fachkräften, KI, Social Media oder das Abgreifen von Subventionen allein ist es auf jeden Fall nicht.
Das Bildungsprogramm bei co-check
Das Unternehmen hat sich mit einem breiten Portfolio an Weiterbildungsmaßnahmen auf die Fahne geschrieben, Menschen bei ihrem Wiedereinstieg oder bei einem Neustart ins Berufsleben zu unterstützen. Denn zu einem erfüllten Leben gehört auch eine sinnvolle Berufstätigkeit, so der Bildungsträger.
Richtet sich die Gestaltung Ihres Weiterbildungsprogramms an der Nachfrage der Unternehmen aus? Oder bilden Sie sogar konkret nach Unternehmensauftrag aus?
Richard Hofmann: Wir haben uns bewusst für den realen Qualifizierungsbedarf der ansässigen lokalen Betriebe entschieden – und ja, wir bilden auch konkret direkt für Unternehmen aus. Der Bedarf an individueller Qualifizierung für den Betrieb, in Kombination mit unserem Haus, nimmt immer mehr zu. Kleine und große Betriebe arbeiten mit uns gemeinsam zusammen – wir freuen uns über jeden Betrieb, der sich uns anvertraut. In der Qualifizierung für unsere Kunden mitzuarbeiten, bedeutet für mich persönlich sehr viel – wir unterstützen die Zukunftsfähigkeit unserer Kunden und des Wirtschaftsstandortes, was einen enormen Vertrauensbeweis und gleichzeitig eine Verpflichtung für mich darstellt.
Welche Berufsbilder haben Sie aktuell im Programm?
Richard Hofmann: Im technischen Bereich sind es Mechatroniker, Industriemechaniker, Verfahrensmechaniker, zertifizierte Qualitätsprüfer, Lager-/Logistik und Berufskraftfahrer. Im kaufmännischen: Bürokaufleute und Personaldienstleistungskaufleute und im handwerklichen Bereich: Friseure.
Ausbildungspartnerschaften haben wir mit DATEV und SIEMENS. Es kommen jedes Jahr neue klassische abschlussorientierte Bildungsangebote hinzu. Wir können aber auch komplett individuelle Qualifizierungsangebote erstellen. Für das NLZ (Nachwuchsleistungszentrum) des 1. FCN bieten wir zum Beispiel die Berufs- und Studieninformation an. Seitdem trifft Can Uzun wie am Fließband.
Wie groß ist der Praxis-Anteil, wie viel Theorie wird unterrichtet? Gehen die Teilnehmer für die Praxis in entsprechende Unternehmen oder ist co-check auch für den praktischen Teil ausgerüstet?
Richard Hofmann: Der Praxis- sowie der Theorieanteil richten sich strikt nach den Standards der IHK oder HWK und man kann sich anteilig – vom Gefühl her – an der klassischen Ausbildung orientieren. Wir haben für alle Ausbildungen die Hardware- und Softwareperfomence angeschafft oder im Zugriff. Das sind tatsächliche sehr hohe Investitionen, die wir aber leisten müssen, um die eigenen Ansprüche an die Qualität unserer Ausbildungslehrgänge zu erfüllen. Mir ist bewusst, dass wir keine Präzisionsteile herstellen müssen, wir müssen allerdings die Fachkräfte ausbilden, die Präzision für unsere Kunden fertigen können, und das geht nur mit einem eigenen modernen Ausbildungszentrum, das eine echte Produktionstiefe ermöglicht und kein „Ansichtsmuseum“ ist. Eine echte Fachkraft braucht aus meiner Sicht vor allem dringend „echte“ Praxis.
Wie setzt sich Ihr Lehrerkollegium beziehungsweise die Crew der Ausbilder zusammen? Sind Dozenten beziehungsweise Lehrer bei Ihnen festangestellt oder kommen diese von anderen Bildungsstätten für ein bestimmtes Stundenkontingent zu co-check?
Richard Hofmann: Wir sind in allen Bereichen mit Personen aus der jeweiligen Fachpraxis besetzt, Meister, Techniker und Akademiker, die alle über Arbeitserfahrungen von „außen“ verfügen. Für die didaktische Arbeit haben wir auch Kollegen aus dem Bereich Psychologie und Arbeitsorganisation an Bord. Wir arbeiten also mit „unseren“ Angestellten und somit mit Kollegen. Auf diese Weise sichern wir ab, dass sich unsere Ausbildungskonzepte nachhaltig weiterentwickeln können und Beständigkeit für Teilnehmer und Kunden bieten. Bei einem Kapazitätsengpass oder dort, wo es Sinn macht, arbeiten wir punktuell auch mit anderen Trägern und externen Kollegen zusammen. Ausbildung und Bildung an sich funktioniert in meiner Wertevorstellung am besten als kooperative Angelegenheit und nicht als Monopolismus.
Profitieren von qualifizierten Mitarbeitern!
In Stellenanzeigen wird oft damit geworben, dass Unternehmen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Gehört das zum guten Ton, wie der Obstkorb oder der ergonomische Arbeitsplatz? Unternehmen entstehen natürlich durch Qualifizierungsmaßnahmen auch zusätzliche Kosten. Hier wird vielleicht oft zu kurz gedacht.
Was empfehlen Sie Mitarbeitern, denen auf lange Sicht nichts von Unternehmerseite angeboten wird beziehungsweise die aus Kostengründen keine Genehmigung für Weiterbildungsmaßnahmen erhalten?
Richard Hofmann: Ich würde Mitarbeitern eine für mich typische und eine eher untypische Empfehlung aus der „Social Media Welt“ aussprechen: „Setz dich mit der Realität auseinander.Dein Arbeitgeber ist nicht dazu da, um deine persönliche Karriere zu fördern und zu finanzieren – das bist grundsätzlich nur du selbst. Konkretisiere dein Weiterbildungsziel, mach dich über die Vereinbarkeit mit Familie, deinem Job und der Finanzierung deiner Qualifizierung schlau und schlage erst dann deinem Arbeitgeber vor, was du vorhast. Wenn du bereit bist, das Ganze auch ohne Hilfe des Arbeitgebers anzugehen, erst dann spreche ihn direkt an. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Im besten Moment sind beide Parteien von dem Vorhaben überzeugt und tragen beide Ihren Teil bei, aber ohne Initiative von dir geht nichts voran.“
In welchen Berufssparten haben Sie die größte Nachfrage nach Weiterbildungsmaßnahmen?
Richard Hofmann: Technik im Gesamten – mechanische und elektronische Qualifikationen sind in der Region stark gefragt. Von Jobsuchenden wird unser Bereich „Qualitätsprüfung“ stark angenommen. Er ist kurz und hat viel Inhalt zum Thema „Operative Qualitätssicherung“. Nachdem die Region noch über eine gute Produktionslandschaft verfügt, sind Personen mit diesem Abschluss tatsächlich gut gefragt und werden auch attraktiv entlohnt.
Kommen Sie auch für Seminare/Qualifizierungslehrgänge zu den Kunden? Wäre das für Unternehmen von Vorteil und wenn ja, warum?
Richard Hofmann: Workshops werden oft in den Betrieben abgehalten – und ein Praktikum in einem Betrieb über mehrere Wochen ist immer vorgesehen. Der Löwenanteil findet aber in unserem Haus statt. Wir können in unserem Umfeld konzentriert und mit wenig Ablenkung sehr fokussiert ausbilden. Wie ich bereits erwähnt habe, ist unsere Ausbildungszeit im Vergleich zur klassischen Berufsausbildung verkürzt – wir wollen aber ein mindestens gleiches Ergebnis an der Qualifikation erreichen. Somit brauchen wir unser „Trainingsgelände“, das dafür ausgelegt ist.
Selbstständigkeit in Deutschland
Hochqualifizierte Mitarbeiter sind in Unternehmen irgendwann am Ende der Karriereleiter angelangt. Die Möglichkeit sich selbstständig zu machen, ziehen in Deutschland aber nur Wenige in Betracht.
Woran liegt das?
Richard Hofmann: Angst und Unsicherheit sowie eine mediale und politische Landschaft, die diese Form der beruflichen Tätigkeit im Amtsdeutsch als „atypische Beschäftigung“ deklariert.
Die Gründe, warum eine Selbstständigkeit trotz ausreichender Qualifikation nicht in Betracht gezogen wird, liegt auch vielmals an einem einzigen Satz, der durch Dritte, wie zum Beispiel Banken, gestellt wird: „Wieso und weshalb soll dieses Vorhaben denn ausgerechnet funktionieren – erkläre dich!“ Diesen Satz muss man einfach ertragen und verteidigen können und die Motivation haben, zu zeigen, dass es funktioniert, sich im Laufe des Prozesses steigern zu können – im besten Fall bis zum Ende der Karriere – das ist sicherlich für viele nichts, aber auch das ist absolut in Ordnung.
Unternehmensnachfolge als Chance
Eine Möglichkeit der Selbstständigkeit ist, einen Betrieb als Nachfolger zu übernehmen. Denn nicht jeder Unternehmer oder jede Unternehmerin verfügt über Söhne oder Töchter, die in den elterlichen Betrieb einsteigen. Und irgendwann muss die Nachfolge geregelt werden. Sie haben bereits viele Interessenten mit Unternehmern erfolgreich zusammengeführt.
Wie können sich Interessenten für eine Unternehmensnachfolge bewerben?
Richard Hofmann: Das ist einfach. Entweder prüfen Sie regelmäßig unsere Stellenausschreibungen oder treten initiativ an uns heran. Wir unterliegen natürlich ab der ersten Kontaktaufnahme dem Datenschutz und somit der Schweigepflicht.
Welchen Ratschlag können Sie Unternehmen geben, wenn es um die Nachfolgeregelung außerhalb der Familie geht. Was ist zu beachten? Und wann sollte man anfangen, darüber nachzudenken?
Richard Hofmann: Ratschläge verteile ich ungern – aus meiner Praxiserfahrung kann ich aber berichten, dass der Gedankenprozess: „Ich gebe ab“ persönlich ausgereift und abgeschlossen sein muss. Darüber hinaus ist es sehr charmant, wenn man einen natürlichen Nachfolger, also eine Person aus Fleisch und Blut – nicht ausschließlich als Erwerber, sondern als Person versteht, die bereit ist zum Arbeiten erst einmal Geld mitzubringen. Versuchen Sie, sofern Sie der Ansicht sind, den richtigen Nachfolger gefunden zu haben, diesen auf dem Weg zu einer Finanzierung mit Rat und Tat oder, wenn es Ihnen möglich ist, sogar gestalterisch/finanziell entgegenzukommen. Es ist in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage nicht immer einfach Transaktionen zu finanzieren und in die Fußstapfen einer gestanden Unternehmerpersönlichkeit zu treten. „Verkaufen“ Sie nicht Ihr „Lebenswerk Firma“, sondern eine „unternehmerische und persönliche Zukunftsperspektive“ an Ihren Nachfolger.