Aus Liebe

14. April 2022 | Life

„Ein Faden, der Anfang – er hält alles zusammen. Womöglich nur eine Linie, von Hand gemacht – nicht perfekt, so wie wir.“ Mit diesen großen Lettern im Schaufenster seines neuen Herzensprojekts empfängt uns der gebürtige Fürther Raimar Bradt zum Gespräch. Ein Gespräch über seine Anfänge bei bubeundkönig, Tante-Emma-Läden und die Liebe zu seiner Stadt.

Text: Daniel Wickel Bilder: Bastian Ditz

Es ist wieder einer dieser Tage während des ersten Lockdowns im Frühjahr vor zwei Jahren, als Raimar mit seiner Tochter durch die Gassen der Kleeblattstadt schlendert und in die Gustavstraße biegt. Wo wenige Tage zuvor noch zukünftige Bräute ihrem Traum nach dem perfekten Kleid nachgingen, prangt nun ein Schild „Zu vermieten“ und Raimar verliebt sich in seinen eigenen Traum. Dem Traum, einen eigenen Laden aufzumachen. „Ich bin extra jeden Tag vorbeigejoggt, habe nach einigen Wochen den Vermieter angerufen und gefragt, was Sache ist“, erinnert sich Raimar. „Der Laden diente mir als Inspiration, ich habe meine Ideen aufgeschrieben und am Ende nach fast zwei Jahren sogar noch einen schöneren Laden entdeckt“, und blickt stolz in sein neues Refugium südlich des Fürther Stadtparks.

Aller Anfang

Raimar lernt das Verkaufshandwerk bei Crämer & Co. in Nürnberg und entdeckt seine Leidenschaft für Mode. Gemeinsam mit Steven Kautler und Sandro Nuzzo eröffnet er vor etwa neun Jahren mit Mitte 20 bubeundkönig am Obstmarkt in der Nürnberger Innenstadt – einen Herrenausstatter für hochwertige Männermode. „Wir haben damals bei Modemessen im Auto geschlafen und Schaufensterpuppen aus dem Müll gezogen“, schmunzelt Raimar beim Gedanken an den finanziell noch wackeligen Beginn im Sommer 2013. Jeder der drei bringt seine eigenen Ideen mit ein, und der Laden wird zu einer der Top-Adressen in Bayern, wo es stets die richtige Antwort auf die Kleidungsbedürfnisse jedes Mannes gibt, und seit einiger Zeit auch die Damenwelt bei bubeundkönigin fündig wird.

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Mit seinem eigenen Laden hat sich Raimar einen langersehnten Traum erfüllt.

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Raimar Bradt

Viel Geschichte

„Natürlich hätten die beiden gern gesehen, dass ich mit ihnen weitermache. Aber dann teilen wir die Weltherrschaft eben unter uns dreien auf“, lacht Raimar mit einem Augenzwinkern. Nach der Zusage seiner Bank und der Unterstützung seitens der Stadt Fürth legt er direkt los, auch wenn seine Schwester ihn ständig ermahnen muss, dass sein Kopf bei all der Energie bald platzen muss. „Ich verkaufe nicht nur Klamotten, sondern auch meine Stadt“, ist sich der 34-Jährige sicher, dass an dem Standort, in dem früher 25 Jahre lang ein Reisebüro beheimatet war, sein Konzept funktioniert. Nahezu alle Hersteller, mit denen Raimar zusammenarbeitet, kommen aus Deutschland, viele davon aus der Region. „Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, die mich inspirieren. Das Handwerk unterstützen und zeigen, dass Ware nicht vom Himmel geflogen kommt, sondern viel mehr Geschichte darin steckt“, strahlt er schelmisch.

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Als Verbundenheit zur Handwerkskunst findet sich in seinem Logo ein Faden wieder.

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Die Palette reicht von Accessoires zu Zweireihern, von Designerstiften zu Taschenmessern, von Mode für Damen bis hin zur Mode für Herren.

Seinen Laden hat er seiner drei Jahre alten Tochter gewidmet, die selbst bei Schneefall, statt Schlitten fahren zu gehen, lieber bei ihrem Vater im Laden mithelfen möchte. „Natürlich würde ich mir wünschen, wenn meine Tochter einmal Schneiderin lernen würde. Der Papa verkauft dann im Laden, und meine Kleine übernimmt irgendwann das Geschäft“, erzählt der Familienmensch vom ERBE. In der Gewerbeanmeldung steht lediglich, dass er in seinem Laden alles Mögliche an Sachen verkauft und so reicht die Palette von Accessoires zu Zweireihern, von Designerstiften zu Taschenmessern, von Mode für Damen bis hin zur Mode für den Herren.
Ein Faden findet sich in seinem Logo wieder, zum einen als Zeichen der Verbundenheit zur Handwerkskunst, aber gleichzeitig auch ein Zeichen des Unperfektseins, ohne den Willen, geradlinig zu sein, sondern spontan und jederzeit authentisch. „Und wenn ich nach 15 Jahren immer noch den Laden habe, denn solange läuft mein Mietvertrag, übergebe ich mein Erbe und mache einen Tante-Emma-Laden auf und verkaufe hochwertigen Süßkram“, lacht der Jungunternehmer: „Geile Naschereien im Raimar Bradt Style.“

Weitere Impressionen gibts auf Instagram.

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