Kunst kann Einblicke in andere Welten geben, kann dabei helfen, andere Kulturen, Systeme und Menschen besser zu verstehen, Kunst kann Brücken bauen. Das passiert auch im Kunstraum, der Galerie des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen, dem Ort für kulturellen Austausch zwischen der Metropolregion Nürnberg und China.
Text und Bilder: Oliver Dürrbeck
Ich bin mit Ronald Kiwitt im Kunstraum verabredet. Als ich die Pirckheimer Straße in Nürnberg entlang laufe, sehe ich ihn bereits vor der Tür stehen. Er telefoniert noch und winkt mich schon mal in die hellen Räume der Galerie. Ich werfe direkt einen Blick auf die Werke von Yuan Shun, dessen Ausstellung am Abend eröffnet wird. Mir wird direkt klar, warum der 1961 in China geborene Künstler seine Werke genau hier zeigt: Dürer war nicht nur Inspiration für die Werke, sondern wird 500 Jahre nach seinem Tod auch Brückenbauer zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen.
„Wir wählen für unsere Galerie ganz gezielt Künstler:innen aus, die beide Länder kennen, in beiden Kulturen gelebt und gearbeitet haben, Einflüsse aus beiden Welten in ihren Werken zeigen“, erzählt Ronald Kiwitt, Leiter des Kunstraums.
Dürer als Inspiration
Zwischenzeitlich sind auch der Künstler und seine Frau Jutta Bobbe, selbst eine zeitgenössische Malerin, mit dazu gekommen. „Bereits als kleiner Junge war ich fasziniert von Dürer, seiner Auffassungsgabe und der detailgetreuen Wiedergabe in seinen Bildern. Bis heute begleitet und inspiriert mich seine Kunst“, erklärt Yuan. Er verbindet in seinen Tuschebildern Elemente aus verschiedenen Welten, sogar aus verschiedenen Epochen. Auf ein und demselben Bild finden sich Zeichnungen, die chinesische Figuren oder Muster aus ferner Vergangenheit zeigen. Daneben Zeichnungen aus Dürers Epoche und all das verbunden durch große Schwünge, Yuan spricht vom Jetstream, die für das Jetzt stehen. „Stellt man die Bilder in Deutschland aus, sind die chinesischen Elemente etwas Besonderes, das auffällt und für Gesprächsstoff sorgt. Zeigt man Yuan Shuns Werke in China, ist es genau anders herum und die durch Deutschlands bekanntesten Renaissance-Künstler inspirierten Teile fallen auf. Genau diesen Dialog wollen wir im Kunstraum anstoßen. Wir wollen erreichen, dass man in unserer offenen Begegnungsstätte nicht über das andere Land spricht, sondern mit ihm“, erklärt Kiwitt.
Mehr als nur eine Galerie
Gemeinsam mit Dr. Yan Xu-Lackner, der deutschen Direktorin des Instituts, die 2018 den Kunstraum ins Leben gerufen hat, sehen wir uns die weiteren Räumlichkeiten wie die Kunstbibliothek an. „Wir arbeiten hier eng mit chinesischen Museen und Galerien zusammen und können der Region so bereits über 600 seltene Publikationen zu zeitgenössischer Kunst zugänglich machen,“ berichtet Kiwitt stolz. Er verfügt durch seine langjährige Arbeit in Peking und Shanghai über ein sehr gutes Netzwerk. Dies hilft ihm auch bei der Auswahl junger Künstler:innen, die einmal im Jahr für eine dreimonatige Residency nach Nürnberg eingeladen werden. Nach unserer gemeinsamen Ausstellung im Rahmen der Charityaktion „Heimstil“, wird der Maler Xia Peng, der in Peking und Kassel studiert hat, die Räume beziehen.
Die aktuelle Ausstellung „Time Turns – Dialogue with Dürer“, eine moderne Hommage des chinesischen Künstlers Yuan Shun an den weltberühmten Nürnberger Maler, ist noch bis Ende Juli 2022 im Kunstraum – übrigens weltweit der einzige Kunstraum eines Konfuzius-Instituts – zu sehen.