Die Idee war geboren und begeisterte Winzer fanden sich auf Anhieb, die ihre Weinberge für das Projekt „Erlebnis Weinberg“ zur Verfügung stellen wollten. Das Telefon klingelte Sturm und Moßner suchte nach den ersten Teilnehmern. Wer sich für das Projekt anmeldet, hat einiges zu tun: Ein sog. Rebenfahrplan gibt zwischen fünf und sechs Haupttermine vor. Mit dem Rebschnitt im Februar oder März beginnt das Jahr als Hobbywinzer, der „Niederfall“, eine Art Erntedankfest der Winzer, bildet den Abschluss. „Das müssen wir in diesem Jahr aufgrund von Corona leider ausfallen lassen, aber wir wollen es im Frühjahr nachholen“, sagt Moßner. Zwischen den Hauptterminen wird der eigene Jungwein natürlich auch noch besucht und verkostet.
Egal ob Rebschnitt, Triebkorrektur, Lese oder das Abfüllen – jeder Teilnehmer macht begeistert mit. Er selbst ist jedes Jahr ebenfalls gelehriger Schüler. Seit 15 Jahren lerne er dabei immer wieder Neues. „Gerade ist die Lese der Rebsorte Bacchus zu Ende gegangen und wir haben gelernt, dass trotz des Begriffs der sogenannten Edelfäule dennoch jede noch so kleine schimmelige Stelle sorgfältig weggeschnitten wird, damit der Geschmack nicht verfälscht wird.“
„Der Gewinn damals hat mein Leben verändert“, sagt Moßner ganz ohne Pathos. „Ich war tatsächlich kein großer Weinliebhaber. Inzwischen bedeutet Wein nicht nur Genuss, sondern höchsten Genuss für mich! Wer könnte dem Thema nicht verfallen. Schon Goethe war ein großer Weinliebhaber. Es ist ein wunderschöner Pfad, auf dem man wandelt, und wenn ich auch noch jemanden mitnehmen kann, macht mich das glücklich.“ Und andere auch: „Es ist eine harte Arbeit dort oben zwischen den Reben, man muss oft Wind und Wetter trotzen und dennoch… Ich sehe auf dem Weinberg nur glückliche Gesichter“, sagt Moßner. Große Mühe, jedes Jahr rund 30 Hobbywinzer für sein Projekt zu finden, hat der 66-Jährige nicht. Er führt es auf die sogenannte „Neue Romantik“ zurück, wie er es nennt.
„Viele wollen zurück zur Natur, wollen hinaus, um in der Landschaft zu wandeln und zu entspannen.“ Etwa 50 Prozent seiner Teilnehmer sind zudem Wiederholungstäter. Ein Hobbywinzer ist bereits seit 14 Jahren dabei. „Ach, wir haben schon viel gemeinsam erlebt“, schwärmt Moßner. Wie er genießen auch die Teilnehmer die Geselligkeit, das gemeinsame Vespern und Fachsimpeln zwischen den Reben. Sogar eine Ehe zwischen einem Winzer und einer Teilnehmerin hat das Projekt schon gestiftet. Zudem wurde sowohl das Projekt samt Wein bereits zum zweiten Mal beim Spezialitätenwettbewerb der Metropolregion Nürnberg als „Unser Original“ ausgezeichnet.
Aktuell ist Moßner gerade auf der Suche für das kommende Jahr. Schon jetzt kann er es kaum erwarten, neue „Weinschwestern“ und „Weinbrüder“ mit auf die Reise zu nehmen, Partner ist diesmal das Demeter-Weingut Helmut Christ in Nordheim an der Mainschleife, in dem seit 1974 ökologisch und seit 2005 biodynamisch gearbeitet wird. Und wer weiß. Vielleicht geht es den Teilnehmern am Ende ihres Weinjahres wie Moßner: „Man kann sich in ein Thema verlieben, das einen ein Leben lang nicht mehr loslässt. Mir ist das mit dem Wein passiert!“