Fair Fashion – Früher Statement, heute Trend

26. November 2020 | Life

Das Thema Nachhaltigkeit ist über 300 Jahre alt und kam ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Heute sitzen Arbeitnehmer in Green Buildings, beziehen privat Strom aus Ökokraftwerken oder bringen ihre Mehrwegflaschen zum Pfandautomaten im Getränkemarkt.
Verantwortungsvoller Konsum dringt in das Bewusstsein der Menschen in der lange Zeit geförderten Wegwerfgesellschaft. Angemessene Bezahlung und keine Kinderarbeit in den produzierenden Ländern sind heute ebenso wichtig wie Passform und Preis. Dank Organisationen wie Fair Wear Foundation und GOTS (Global Organic Textile Standard) werden ökologische und soziale Standards garantiert.

Vorreiter aus Skandinavien

Bereits 1974 eröffnete Gudrun Sjödén in Stockholm ihren ersten eigenen Laden, gut 15 Jahre später den ersten Konzeptladen in Nürnberg. Schon immer war der Anspruch bei dem schwedischen Unternehmen sowohl die Herstellung, als auch die interne Organisation so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Vier unternehmenseigene Umweltsiegel zeigen, dass in kontrollierten Fabriken gefertigt und Mode aus Öko-Baumwolle hergestellt wird. Gudrun Sjödéns erste Kollektion hatte Mitte der 70er das Thema „Aktive Freizeit mit Mode aus Naturmaterialien“ – schon damals Vorreiter für viele andere Fair Fashion Unternehmen, die im Lauf der Zeit dazukommen sollten, und zeigte damit, dass Nachhaltigkeit eben nicht nur ein kurzweiliger Modebegriff werden sollte. In jedem Jahr und zu jeder Jahreszeit überrascht die Pionierin mit skandinavischer Formensprache auf ein Neues – ob nun im Conceptstore in der Nürnberger Innenstadt oder im Outlet in Zirndorf. Jetzt zur Adventszeit kommt die neue Weihnachtskollektion, neben Kleidung auch Heimtextilien, um seinem Zuhause einen nachhaltigen individuellen Charakter zu geben.

Eigene Unikate

Ein Zuhause sah auch Inge Klier in dieser Nische. 2007 noch als selbstständige Grafikdesignerin ständig vor dem Computer gefangen und auf der Suche nach einem neuen kreativen Ansatz, eröffnete sie in Gostenhof ein eigenes Atelier. Bambiboom war geboren und somit auch ein Ort für handbedruckte, faire und kreative Mode mit T-Shirts, Hoodies, Jacken, Kleidern, Mützen und vielem mehr. Man kauft nicht nur ein Lebensgefühl sondern ein in Nürnberg Gostenhof handgedrucktes Unikat. Wer möchte, darf aus einem Motivkatalog und dem Textilfundus seine ganz persönliche Kreation zusammenstellen. Selbst Turnbeutel und Accessoires werden kunstvoll bedruckt und im Atelierladen angeboten. Ein echter Klassiker ist das Beatles-Shirt „Hans, Paul, Schorsch und Richard“ und es würde nicht wundern, wenn man den ein oder anderen im knallgelben oder flaschengrünen „FUX“ Hoodie antrifft – natürlich fair und nachhaltig produziert.

Stil und Nachhaltigkeit vereint

Ziemlich zeitgleich als in Gostenhof die Lichter bei bambiboom angingen hatte Bernd Hausmann genug davon als Sozialarbeiter die Welt zu retten und eröffnete in der Nähe vom Weißen Turm den ersten Laden für Green Fashion: GLORE. Mittlerweile umfasst das nachhaltige Modegeschäft neun Concept Stores – unter anderem in Hamburg und der Schweiz – und neben Fashion werden auch Lifestyle-Artikel und Accessoires verkauft. Mit Rücksichtnahme auf Umwelt und Mensch, ohne der Natur zu schaden und fair entlohnten Mitarbeitern, gibt es beim Nürnberger Fashion Store ökologisch produzierte Mode, die sowohl Qualität als auch Stil vereint. Regional arbeitet Glore u.a. mit Jeckybeng, die hochwertige Outdoorkleidung produzieren oder auch Weareannu, einer Brillenmanufaktur, zusammen, beides ebenfalls Nürnberger Label. Junge nachhaltige Brands kaufen, die es bis dato nicht in Nürnberg bzw. Deutschland gab – das war der Ansatz, den Bernd und sein Team stetig verfolgten und bis heute erfolgreich und beständig nachgehen. Denn Fair Fashion heißt Mode, hinter der man stehen kann.

Bambiboom Bild 1 © Peter Schorr
Faire und kreative Mode gibt es bei Inge Klier.
Bild: Peter Schorr
Glore Bild3 2
Der erste Laden in Nürnberg für Green Fashion: GLORE.

Auch Eltern werden fündig

Hinter dem Produkt stehen wollten auch Gwendolyn Limbrunner und Susanne Nawrotzki, die sich über ihre Kinder kennenlernten und beide auf der Suche waren nach einem Laden, der ein breites Sortiment von fair produzierter Mode aus ökologischen Materialien für Kinder anbietet. Susanne arbeitete zu der Zeit im Glore und beschäftigte sich seit ihrem BWL-Studium mit dem Thema Nachhaltigkeit. Gwendolyn wiederum war Beraterin in der Kommunikationsbranche und beide wollten einen beruflichen Neustart. So entwickelten die zwei vor nunmehr knapp fünf Jahren aus einer Idee das Konzept zu Lysu – organic, fair & fabulous. Natürlich, nachhaltig, zeitlos schön und fair produziert, werden Eltern von Neugeborenen und Kindern bis 12 Jahren in ihrem Ladengeschäft in der Oberen Wörthstraße fündig. Ob nun die praktischen Tragemäntel von Mamalila aus Altdorf, die Caps „New kids in the hood“ aus Gostenhof oder die wunderbaren Zeichnungen von Peterskind aus Fürth – sich regional zu vernetzen und zudem fair und nachhaltig zu produzieren, ist den beiden Unternehmerinnen enorm wichtig.

Ein selbstgenähtes Geburtstagsgeschenk

Kork – die äußerste Gewebeschicht des Periderms und weltweit größter Produzent ist Portugal. Dass man nicht nur Fußböden aus Kork herstellen kann beweist das StartUp Projekt Kork, die Hüllen für Laptops, Tablets und E-Book Reader herstellen. Mit einer selbstgenähten Korktasche zum Geburtstag fing alles an, das Interesse im Freundeskreis wurde größer und aus dem handgemachten Geburtstagsgeschenk wurde ein kleines StartUp, welches aber lediglich nebenbei zum Studium läuft. Und wer ganz speziell für ein Modell eine Schutzhülle sucht, kann sich natürlich auch eine Sonderanfertigung produzieren lassen – mit viel Liebe und Sorgfalt zum Detail.

Der Blick auf das Besondere der Dinge

Hochwertiger Schmuck ist in vielerlei Weise nachhaltig: Seine Lebensdauer ist lang, die Wertigkeit anhaltend bis steigend und er kann recycelt und in ein neues Schmuckstück verwandelt werden. Anne Fischer und David Dott, die Anfang kommenden Jahres mit ihrem Atelier Cutschmuck ins Nürnberger Land ziehen, haben sich entschieden nur mit recycelten Edelmetallen zu arbeiten und den Schmuck in der eigenen Werkstatt zu produzieren. Der Halsschmuck, die Ringe und Ohrringe der Silberschmiedin und des Gold- und Silberschmiedemeisters tragen ein feines Relief und durch die hochpräzisen geometrischen Ornamente, die im Schliff den Edelstein erst vollenden, entfaltet sich auf dem Schmuck eine bezaubernde Wirkung.

Ressourcenschonende Mehrwegbecher

Wir nutzen sie alle und wissen dass sie eigentlich so gar nicht cool für die Umwelt sind. Die Rede ist von Einweg Coffee-to-go Bechern. Jedes Jahr landen in Deutschland rund 2,8 Milliarden Wegwerfbecher nach durchschnittlich 15-minütiger Nutzung im Müll. Pro Kopf sind das etwa 34 Becher, wie eine Studie des Umweltbundesamtes herausgefunden hat.

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Lysu von Gwendolyn und Susanne 
ist ein Paradies für faire Kindermode und -accessoires.
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Das Nürnberger Start-up up2u hat einen 
faltbaren Mehrwegbecher entwickelt.
Bild: up2u

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