Die riesige Rösttrommel im gleichnamigen Café auf dem alten AEG-Gelände verrichtet unaufhörlich und nicht zu überhören ihren Dienst. Auf dem 1.000 Quadratmeter großen Gelände im Nürnberger Westen sind neben der Rösterei auch eine Kaffeeschule, eine feine Backstube und das große loftartige Café mit Außenbereich untergebracht. Wir sind hier verabredet mit Jannik Zinkl, dem Co-Gründer von Pfeffer & Frost. Kaffee und Lebkuchen – die Kombination passt.
Text: Daniel Wickel Bilder: Stephanie Recknagel
Jannik lacht: „Eigentlich bin ich Softwareentwickler“, sagt der studierte Informatiker, der gemeinsam mit Studienfreund Tilman Marquart vor vier Jahren dem Start-Up Pfeffer & Frost Leben einhaucht „Wir wollten Lebkuchen plastikfrei und nachhaltiger verpacken. Jeder hat die gleiche Blechdose – da muss doch mehr gehen“, erzählt er von den Anfängen. Über seine Schwester lernen die beiden Elisabeth Weber und Johannes Prein von der Designagentur ELLIJOT kennen und entwickeln gemeinsam das Design der Rundboxen, die jedes Jahr mit Illustrationen internationaler Künstler:innen den handgemachten Lebkuchen als Verpackung dienen. „Wenn du eine Marke neu denkst, möchtest du es nicht mehr so machen wie alle anderen zuvor, sondern gleich nachhaltig und anders“, erläutert Jannik und so wird nicht nur bei der Auswahl der Partner auf Regionalität gelegt, auch beim Druck aller Produkte wird CO2-neutral und mit mineralölfreien Farben gearbeitet.
Lieferketten
Im vergangenen Jahr kommt ein Imker aus dem mittelfränkischen Rügland dazu und beliefert seither das Start-Up mit frischem Honig. Aktuell wird mit einem Bauern aus Oettingen gesprochen, inwieweit auch die benötigten Haselnüsse aus der Region kommen können. „Corona hat gezeigt, dass du dir von keinem Geld der Welt etwas kaufen kannst, wenn die Lieferketten zusammengebrochen sind“, gibt Jannik zu Bedenken und ergänzt: „Nur weil Handwerk auf den Produkten steht, kauft ein Großteil der Bäcker leider immer noch billig ein. Wir haben uns genau angesehen, woher die Zutaten für die Lebkuchen kommen, denn auch bei Bienen gibt es Massentierhaltung, und viele Produkte sind nicht fair und regional produziert.“
Zwei Familienbäckereien aus dem Umland stellen in einer Woche mittlerweile so viele Pfefferkuchen her, wie das Unternehmen zu Beginn in der gesamten Saison benötigt hat. Die Exklusivität, dass die süßen Leckereien aber nicht in jedem Supermarkt erhältlich sind, möchte sich das mittlerweile achtköpfige Team bewahren. Und so verkauft sich der Lebkuchen vorrangig über den eigenen Onlineshop, in Bio-Supermärkten und in Cafés wie etwa der Rösttrommel.
Bauplan für nachhaltiges Gärtnern
Das neueste Projekt ist der Permakalender, dessen Entwicklung durch eine erfolgreiche Crowdfundingkampagne erst möglich gemacht wurde. „Eine befreundete Gärtnerin unserer Fotografin stellte uns ein Tagebuch vor, das auf Hobbygärtner ausgelegt ist, die sich für umweltfreundliches Gärtnern interessieren“, berichtet Jannik begeistert. Die Idee, mit dem Kalender Beobachtungen im eigenen Garten zu dokumentieren, Blühzeiten zu erfassen und die Veränderungen des Klimawandels greifbarer zu machen, faszinierte das junge Team sofort. „Unsere Firma hat nicht nur die Marge im Kopf, sondern vor allem geht es darum, sich selbst zu verwirklichen“ erklärt er stolz. Große Ideen in kleinen Schritten.