Ein imposanter Eingangsbereich, alte Malereien als Zeugen der Vergangenheit, mit dunklem Holz verkleidete Kassenhäuschen und eine Preistafel mit Eintrittspreisen in DM. Erinnerungen an vergangene Zeiten. Der erste Eindruck bei Betreten der alten Gemäuer ist bleibend. Wir treffen uns mit Dr. Christian Pröbiuß, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Volksbades zuständig ist und zur Projektgruppe Volksbad gehört. Pröbiuß kümmert sich mit Leidenschaft um das Projekt Volksbad und gibt uns in einer Führung interessante Einblicke in das bevorstehende Revitalisierungsprojekt.
Gemäuer mit Geschichte
Um die hygienischen Verhältnisse in der Stadt zu verbessern wurde 1914 das Volksbad eröffnet. Seinerzeit war es die größte Badeanstalt im deutschsprachigem Raum und das modernste in Europa. In den 70er Jahren bekam das Volksbad Konkurrenz von modernen Hallenbändern, bis es 1994 wegen Unrentabilität und Sanierungsstau endgültig schloss. Das stillgelegte Bad diente in den vergangenen Jahren als beliebte Kulisse für Fotografen, Techno-Partys und Modenschauen.
Bevorstehende Revitalisierung
Die Jugendstilperle, die im Zweiten Weltkrieg schwer gelitten hat, soll nun in den kommenden Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden und ein modernes, barrierefreies Schwimmbad werden. Da es in vielerlei Hinsicht die Zustimmung des Denkmalschutzes braucht, werden die kommenden Veränderungen auf den 62.058 m2 Gesamtfläche sanft, aber dennoch spektakulär ausfallen. In Halle eins, der ehemaligen Männerschwimmhalle, soll ein großes Schwimmbecken für das öffentliche Schwimmen im Jugendstilambiente entstehen. Vier Bahnen für das Schul- und Vereinsschwimmen sind in Halle zwei geplant. In der ehemaligen Frauenschwimmhalle entsteht in Halle drei ein Sauna- und Wellnessbereich mit angrenzendem Physiotherapiebereich und Flächen für die Gastronomie. Der derzeitige Kostenplan sieht Gesamtkosten in Höhe von 55,6 Millionen Euro vor. Auch Bürgerinnen und Bürger können mit dem Erwerb einer Jahreskarte dazu beitragen, das Jugendstilbad wieder zum Leben zu erwecken. Die Schmuckkarten mit Goldprägung sind auf 1.000 Exemplare limitiert und für je 400 Euro zu haben. Nach Fertigstellung des Volksbades können die Schmuckkarten in eine Jahreskarte eingetauscht werden. Die Kosten der Jahreskarte werden mit dem Guthaben der Schmuckkarte verrechnet. Die künftigen Eintrittspreise orientieren sich an der vorhandenen Preisstruktur der anderen Schwimmbäder in Nürnberg. „Das Volksbad soll ein Bad für alle werden“, sagt Pröbiuß.
Starke emotionale Verbindung
Viele Nürnbergerinnen und Nürnberger verbinden persönliche Geschichten mit dem Volksbad. So hat auch Christian Pröbiuß im Volksbad Schwimmen gelernt: „Ich bin im Volksbad noch geschwommen. Wir hatten dort Schulschwimmen.“ Schon als Kind hat er die besondere Stimmung im Bad gespürt. „Das Volksbad lebt und hat Seele. Sowas hat kein 08/15 Bad“. Ähnlich geht es vielen Nürnbergerinnen und Nürnbergern. „Es ist erstaunlich wie viele Menschen, mit denen ich spreche, eine ganz besondere Beziehung zum Volksbad haben. Irgendeine persönliche Verbindung zum Volksbad hat jeder“, erzählt Pröbiuß. „Deshalb ist es auch so wichtig das Volksbad wieder für Bürgerinnen und Bürger zugänglich zu machen.“ Als nächster Schritt folgt im April die Abgabe des Bauantrags. „Wir gehen davon aus, dass wir die Genehmigung im Herbst erhalten“, erklärt Pröbiuß. Bis dahin wird die Badeanstalt ausgeräumt und von Müll befreit. Eine mögliche Versteigerung von Inventar steht derzeit im Raum. Ende des Jahres geht der Umbau richtig los. Die Stadt geht von einer planmäßigen Bauzeit von 30 Monaten aus. 2024 soll das Bad wiedereröffnet werden und seine Besucherinnen und Besucher wieder mit seinem ganz besonderen Charme überzeugen – wie schon 1914.