Das Gartennetzwerk Nürnberg ist ein Zusammenschluss von Gemeinschaftsgärten. Auch wenn in den einzelnen Gärten unterschiedliche Ansätze für den Anbau von Pflanzen und das gemeinschaftliche Miteinander verfolgt werden, geht es allen darum, nachhaltig zu handeln. Zusammen organisierte Aktionen und der Austausch mit der Politik sollen das Angebot bekannter machen.
Text: Oliver Dürrbeck Bilder: Mareta Langguth-Reinzuch
Über ganz Nürnberg verteilt befinden sich in Gemeinschaftsgärten kleine Oasen, die von einer Gruppe von Menschen aus dem direkten Umfeld bewirtschaftet werden. Ziel ist es, neben dem Anbau auch etwas für die Gemeinschaft zu tun. In welcher Form dies passiert, legt die Gruppe fest. So unterschiedlich wie die Menschen sind, die sich in den Gärten einbringen, so unterschiedlich sind die Gärten selbst.
Vielfalt und Wissen
Beispielsweise wird in der Bielefelder Straße 11 gemeinschaftlich ein großes Gemüsefeld bearbeitet. Jedes Saisonmitglied bekommt im Garten „Dein Gemüse“ eine Parzelle zugeteilt und pflanzt dort neben 180 anderen Gärtnerinnen und Gärtnern etwas an. Der Fokus liegt darauf Nahrungsmittel anzubauen, Pflanzenvielfalt zu fördern und Wissen zu vermitteln. Im Stadtgarten in Eberhardshof steht zwar ebenfalls der Pflanzenanbau im Mittelpunkt, jedoch besteht der Garten nur aus Hochbeeten, die auf einem ehemaligen Parkplatz stehen.
Verschiedenste Prägungen
Neben der Art und Weise, wie und worin etwas angebaut wird, gibt es große Unterschiede, was drumherum noch passiert. Im GOgarten in Gostenhof werden beispielsweise viele lokale Aktionen geboten und der Garten ist mit einer eigenen Bühne sehr kulturell geprägt. „Die Gärten bieten oft auch der Umgebung einen Raum. Gerade während der Pandemie, als viele Locations im Freien gesucht haben, wurden unsere Gärten gern als Treffpunkt für kleine Veranstaltungen benachbarter Vereine und Akteure genutzt“, erzählt Sven Latzel, Initiator des Gartennetzwerkes. „Aber auch für die Mitglieder selbst gibt es Angebote. So werden im Garten Kollekt Jardin zahlreiche Workshops und Kurse für die persönliche Weiterentwicklung angeboten. Egal worauf in den Gärten der Fokus liegt, die Gemeinschaft – innerhalb der Mitglieder und im Umfeld – steht dabei immer im Mittelpunkt.“
Einmal im Monat sitzt das Netzwerk zusammen und schafft eine Plattform für den Austausch.
Sven Latzel ist Initiator des Gartennetzwerkes.
Gemeinsam nachhaltig handeln
Auch wenn jeder Garten nur sehr regional aktiv ist, bestand das Bedürfnis sich untereinander zu vernetzen. „Ich persönlich habe mich bei verschiedenen Gemeinschaftsgärten eingebracht. Im Winter 2019 habe ich dann ein Treffen der unterschiedlichsten Gärten organisiert. Die Nachfrage war groß und seitdem sitzen wir einmal im Monat zusammen. Wir sind ein eigenverantwortliches Netzwerk mit dem Ziel, eine Plattform für den Austausch, aber auch eine Interessenvertretung der Gemeinschaftsgärten Nürnberg zu schaffen und in der Funktion auch politische Verantwortung übernehmen.“
Darüber hinaus ist das Netzwerk auch auf immer mehr Veranstaltungen präsent und organisiert Events wie Saatguttauschbörsen oder eine Fahrradtour, bei der gemeinsam die Gärten in der Stadt erkundet werden können. Die nächste Tour ist bereits in Planung. Außerdem wird intensiv am Regenwassernutzungsprojekt #1000TanksfürNürnberg gearbeitet. Mit der Initiative sollen Organisationen und Bürger in Nürnberg Regenwasser nachhaltig für sich nutzbar machen und der Trockenheit in der Stadt entgegenzuwirken.
Muskelkraft für urbanes grün
Mitmachen kann in den Gärten und im Netzwerk übrigens jeder. Aktuell werden auch Unternehmen gesucht, die die Gärten unterstützen. „Es muss gar nicht unbedingt immer finanziell Art sein, sondern auch einfach mit Arbeitskraft. Es gibt viele Projekte oder Themen, wo man Muskelkraft braucht, Menschen, die anpacken. Jemand, der sich sagt, am nächsten Wochenende habe ich Lust, den Spaten in die Hand zu nehmen und für urbanes Grün zu sorgen. Wir wollen Nachhaltigkeit erfahrbar machen, selbst wirklich nachhaltig handeln, anstatt darüber zu schimpfen, dass es andere nicht tun.“