Einen schönen Waldweg kann man gut begehen, er ist begehbar. Feinschmecker lassen sich gern bekochen. Und einen Stuhl kann man besitzen – sich daraufsetzen und ihn als seinen Besitz betrachten. Er ist also im doppelten Sinn besitzbar. Davon ist Inke Fürbeth allemal überzeugt, schließlich ist sie Designerin, kreative Macherin und engagierte Eigentümerin von „Besitzbar“, dem ungewöhnlichen Nürnberger Sitzmöbel-Konzept, das Polsterei, Werkstatt, Laden und Ausstellung vereint. Absolut konsequent bei der Rettung schöner alter Sitzmöbel, von Vintage-Stücken und edlen Design-Klassikern.
Im Gegensatz zu vielen Handwerksbetrieben, die einer alten Familientradition folgend, von der jeweils nächsten Generation weitergeführt werden, legte Inke Fürbeth als junge Handwerkerin vor über 16 Jahren als Start-up los – zu einer Zeit, als man das Wort ‚Start-up‘ noch kaum kannte. „Ich hatte das Glück, im Werkbund mit Blockseminaren und Schule etliche Berufe kennenzulernen, und entwickelte eine Leidenschaft für das Handwerk der Raumausstattung. Dieses habe ich dann von Grund auf gelernt und spezialisierte mich schnell aufs Polstern. Hier konnte ich meine Vorliebe für die Design-Klassiker aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren sowie mein Faible zu Vintage mit Kopf und Hand ausleben.“
Vintage aus Überzeugung
Kaum ausgelernt stürzte sich Inke Fürbeth in die Selbständigkeit, mit eigenem Betrieb und Mitarbeitenden. Von einem ersten Standort zog sie vor zehn Jahren um in die Rothenburger Straße, schräg gegenüber vom alten Volksbad. Seit acht Jahren arbeitet sie dort als One-Woman-Power und haucht alten Sitzmöbeln neues Leben ein. „Ich bin einfach fasziniert, das originalgetreue Aussehen wiederherzustellen und den Möbelstücken ihren Wert zurückzugeben. Ganz gleich, ob ich Möbel von einer Haushaltsauflösung oder auf einem Trödelmarkt bekomme oder sie von ihren Besitzerinnen oder den Besitzern zum Restaurieren gebracht werden, die Stücke werden mit Sachverstand, Liebe und Leidenschaft sorgfältig in neue Glanzstücke verwandelt.“
Ein Auge für die schönen Dinge
Gutes Design muss nicht nur gut aussehen, es muss auch immer gut funktionieren. Inke Fürbeth ist es daher auch wichtig, dass jeder Gegenstand die Funktion, das Design und die Ausstrahlung als Ganzes behält. Dass bei so viel Liebe zu gutem Design und hohen Qualitäten auch die eigene Kreativität nicht auf der Strecke bleibt, beweist die („Kunst“-)Handwerkerin mit eigenen Entwürfen. Besonders stolz ist sie auf ihre puristische Sitzbank „MUGGE“, mit der sie den German Design Award 2020 gewonnen hat.
Sinn für Nachhaltigkeit und Stil
„Bei meiner Arbeit möchte ich mich an den Klassikern wie zum Beispiel den Entwürfen aus dem Bauhaus orientieren. An zeitlos schönen Dingen, die auch Dank ihrer guten handwerklichen Qualität lange Bestand haben. Unterstützt wird diese Nachhaltigkeit auch durch mein Manufaktum-Prinzip – schließlich wird regional in Franken produziert.“ So vertraut sie beispielsweise bei Schreinereiarbeiten auf erfahrene Handwerkskollegen gleich aus der Nachbarschaft. Dieses Prinzip wird sich auch nicht ändern, wenn „Besitzbar“ im kommenden Jahr von Gostenhof nach St. Peter zieht: „Nach zehn Jahren an der lauten Rothenburger Straße brauche ich einfach mal Luftveränderung. Ein anderes Umfeld, mehr Ruhe und frische Luft – auch mental. Meinen Stil werde ich aber stets beibehalten. Ist er doch eine ganz persönliche Sache, die jeder für sich herausfinden muss.“