Wie der Vater, so der Sohn

19. September 2022 | Business

Bereits in der dritten Generation betreibt Familie Staudt ihr Friseurgeschäft in der Nürnberger Innenstadt. Mit Stolz blickt Thorsten Staudt auf 100 Jahre Handwerksbetrieb zurück.
Text: Oliver Dürrbeck Bilder: Jimmy Ray’s Barbershop

„Ein Handwerksbetrieb seit 100 Jahren“, das sind die ersten Worte von Thorsten Staudt, als er von seinem Friseurbetrieb zu erzählen beginnt. Bereits im Jahr 1919 hat Großvater Georg Staudt den Grundstein für den Familienbetrieb gelegt, der sich seit 1929 in der Kappengasse 6 in Nürnberg befindet. Nach den Kriegswirren kommt mit Georg Staudt junior die zweite Generation in den Betrieb und erlernt das Friseurhandwerk. Thorsten kann sich noch gut an die Reibungspunkte erinnern, die es zwischen seinem Vater und Großvater im Geschäft gegeben hat: „Klar ist es schwierig, wenn zwei Generationen unter einem Dach arbeiten. Ganz zurückziehen konnte sich mein Großvater nie und war bis ins hohe Alter immer wieder vor Ort, um nachzusehen, was so los ist. Da musste mein Vater ihn teilweise schon fast aus dem Laden werfen.“

Lange war es nicht klar, ob auch die dritte Staudt-Generation das Geschäft weiterführen würde. „Die Entscheidung, selbst Friseur zu werden, habe ich ein Stück weit aus Gemütlichkeit getroffen. Ich musste mich irgendwann nach einem Ausbildungsplatz umsehen, und da war Friseur dann schlichtweg der einfachste Weg“, erzählt der heutige Chef. Thorsten beginnt die Ausbildung bei einem befreundeten Betrieb, sammelt Erfahrung im Ausland und eröffnet nach erfolgreicher Meisterprüfung seinen ersten Laden in Stein. Der heute 56-jährige ist umtriebig. Es folgt ein zweiter Betrieb in der Hotel-Pyramide in Fürth, er hat als erster Friseur in Deutschland einen eigenen Internetauftritt und schafft es in das Buch „who is who“.

„Für mich stand nie zur Diskussion, dass ich das Geschäft in der Kappengasse irgendwann übernehmen würde. Wichtig war mir aber, dass der Zeitpunkt stimmt und ein klarer Schnitt erfolgt. Es sollte klar geregelt sein, wer die Entscheidungen trifft. Nicht, dass es zu den gleichen Reibereien mit meinem Vater kommt, die er mit seinem hatte. Daher habe ich den Laden im Jahr 2000 gekauft.“

Drei Jahre später bringt Thorsten das Barbershop-Konzept als erster nach Deutschland, setzt ein neues Ausbildungskonzept um und baut auf Qualität – über 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Meisterausbildung, eine Quote wie sie in Bayern sonst nicht zu finden ist.

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Thorsten Staudt bringt das Barbershop-Konzept nach Deutschland.

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Das Friseurgeschäft wird bereits in dritter Generation geführt.

Prozess des Loslassens

„Auch mein Vater war selbstverständlich nach der Übernahme nicht gleich ganz weg. Ich habe mir viel Rat bei ihm geholt, das letzte Wort lag dennoch immer bei mir. Das Loslassen war aber, wie bei meinem Großvater auch, ein langer Prozess. Seine Stammkundschaft hat er weiterhin betreut und war auch sonst regelmäßig zu Besuch im Laden. Da musste auch ich ihn dann hin und wieder daran erinnern, dass wir hier jetzt arbeiten müssen – die Geschichte wiederholt sich dann eben doch und ich habe viele Situationen selbst erlebt, wie ich sie bei meinem Vater und Großvater gesehen habe.“

Auch Thorsten wird das Geschäft irgendwann abgeben. Er wird sich dann jedoch nicht wie sein Vater und Großvater mit der nächsten Generation reiben und vielleicht seine beiden Vorgänger in seinem eigenen Verhalten wieder erkennen. Da Thorsten keine Kinder hat, wird die Familientradition dann enden.

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