Eine Gondelfahrt im Ursental in den Schweizer Alpen stellt das Leben von Jannis „Janni“ Alexandridis auf den Kopf. Auf dem Weg zur Arbeit klingelt das Mobiltelefon des damals 22-jährigen Jungkochs, er wird Kandidat bei der SAT.1 Kochshow „The Taste“, kocht sich in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer und schafft es letztendlich bis ins Finale. Ein Jahr später sitzt der Wendelsteiner im heimischen Wohnzimmer, direkt über dem Familienbetrieb, und spricht über seine Anfänge, Inspiration und Vorbilder.
Text: Daniel Wickel Bilder: Oliver Dürrbeck
Im Jahre 2011 hat die Familie Alexandridis das jetzige Restaurant Park Central in Wendelstein erworben, damals noch eine Kneipe direkt angrenzend am südlichen Stadtrand von Nürnberg. Schon als kleiner Junge stand Janni in der Küche und half seiner Mutter beim Spülen. „Ich war lieber im Großmarkt als im Kindergarten, bin mit meinem Monopolygeld mit meinem Vater zusammen zum Einkaufen gefahren“, erinnert sich der 23-Jährige augenzwinkernd. Seine Mutter stammt aus Rumänin, sein Vater ist Grieche. Janni wächst dreisprachig auf. Nach seinem Abschluss an der Realschule in Feucht ist die Laufbahn zum Koch programmiert. Es zog ihn nach Illschwang bei Amberg in der Oberpfalz in ein Landhotel, wo er viel über sein Handwerk lernt. „Ich habe ein Jahr an der Bratenröhre gearbeitet. Wenn du vergessen hast, den Braten zu wenden ist der Sonntag gelaufen“, lacht Janni. „Meist haben wir die verbrannte Seite nach unten gedreht und dem Chef gezeigt, wie gut der Braten doch aussieht.“
Park Central – Ein Ort der Begegnung
In der Schule eher weniger fleißig mit vielen vergossenen Tränen aufgrund des Matheunterrichts fiel ihm die praktische Ausbildung im Sternerestaurant deutlich leichter. „Ich habe schon früh meine Leidenschaft gefunden“, strahlt er, auch wenn für ihn das Leben in der Gastronomie einen anderen Rhythmus bedeutet als für viele seiner Freunde. Bei ihm steht die Familie an erster Stelle. Neben seinen Eltern sind auch seine Schwester Elisa und ihr Verlobter Claudio mit in den Betrieb eingebunden. 2016 wurde das Haus durch den Bezirk Mittelfranken als eine der schönsten und aufwendigsten Renovierungen ausgezeichnet. Das Steak- und Grillrestaurant bietet Platz für 85 Personen und laut historischen Archivaufzeichnungen hat Meistersinger und Dichter Hans Sachs seine Ehefrau Kunigunde Kreuzer vor dem Haus kennengelernt. Das Park Central – ein Ort der Begegnung.
Das stilvoll eingerichtete Restaurant bietet gehobenes Ambiente.
Das Restaurant seiner Familie ist Treffpunkt für das Interview.
Private Cooking als Bühne
Während seiner Ausbildung zum Koch startete er mit Private Cooking und kochte im engsten Kreis für Freunde und Bekannte. Ganz nach dem Geschäftssinn seines Vaters entstand ein neuer Geschäftszweig. „Lediglich ein paar Hundert Euro bei so viel Arbeit tagtäglich in der Küche. Mit Private Cooking konnte ich mir etwas dazuverdienen und fühlte mich nicht ganz so ausgenommen in der Lehre“, schmunzelt Janni. Das private Kochen ist für ihn wie eine Bühne, eine Option seine Leidenschaft auszuleben, zu zeigen was er kann und im Fokus zu stehen. „Das besondere beim Showcooking ist zudem, dass du als Gast einfach weißt, was auf deinen Teller kommt“, erzählt er von den Besonderheiten des intimeren Kochens. Und so bewarb sich der Jungkoch bei der Kochshow The Taste, um seine Fähigkeiten einem noch größeren Publikum zu präsentieren. „Schon als ich klein war, wollte ich unbedingt ins Fernsehen“, lächelt er.
Starkoch Tim Raue ist sein Vorbild
Das Casting läuft als Onlinecasting. Ein Tablet aufgestellt in der Küche. Janni kochte im 2.500 Meter hoch gelegenen The Chedi in Andermatt ein Risotto mit Kalbszunge und Gurke. „Während du am Herd stehst, wirst du ausgefragt. Du spürst den Druck, möchtest unbedingt in die Sendung kommen und weißt du musst jetzt abliefern“, erinnert sich Janni und setzte sich gegen tausende Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch und stand unter den letzten 16 Kandidatinnen und Kandidaten. Acht Sendungen, sechs goldene Sterne, drei rote Sterne und zwei Entscheidungskochen später stand er als Mitglied des roten Teams von Starkoch Tim Raue im Finale und musste Gerichte auf einen Löffel bringen. „Ich habe viel mit Vinaigrette gearbeitet und bei einem veganen Gericht wollten lauter Leute das Rezept von mir haben“, erzählt er stolz und ergänzt strahlend „Die Sendung hat mir einen unglaublichen Schub verpasst. Junge Köche kommen und sagen, du bist ein Vorbild und inspirierst sie in ihrem Tun.“
Sein Vorbild als Koch ist Tim Raue, der in seiner Jugendzeit in Berlin Bandenmitglied war und heute zwei Michelin-Sterne sein Eigen nennt. Sein erster Coach und Mentor in der TV-Sendung war allerdings der Wiener Koch Alexander Kumptner, der es mit seiner authentisch sympathischen Art versteht die Kochkunst auch für das jüngere Publikum attraktiv zu machen. Alex Kumptner erzählte im Fernsehen, dass Janni mal ein ganz Großer wird. „Die Sendung wird erst vier Monate nach der Aufzeichnung ausgestrahlt und du hörst dann auch das erste Mal die Kommentare der Juroren. Bei der Aussage kamen mir fast die Tränen“, erinnert sich Janni „Und gut war die Tatsache, dass ich auf dem Bildschirm nicht aussah wie ein Kürbis“.
Bei der Show THE TASTE 2021 kochte sich Janni mit seinem Können bis ins Finale.
Bild: SAT.1
Eigenen Weg gehen
Gut ein Jahr nach der Ausstrahlung von The Taste ist Janni am Boden geblieben und kocht im elterlichen Betrieb. „Du bist morgens ab neun Uhr in der Küche und wenn du einkaufen musst, klingelt der Wecker auch schon mal um sechs Uhr. Nur wenn du selbst zum Großmarkt fährst, kannst du dir auch sicher sein, dass du zu einhundert Prozent gute Ware bekommst“, erläutert der Juniorchef. Ins Restaurant kommen mehrere Generationen und finden auf der Speisekarte stets etwas für den eigenen Geschmack. „Das Wichtigste im Restaurant ist der Geschmack. Egal, ob etwas schön angerichtet ist, wie etwa bei The Taste, entscheidend ist immer der Geschmack. Ich esse auch einfach eine leckere Pizza, ohne dass sie gut aussehen muss“, lächelt Janni, den es mit seinen Freunden häufig samstags zum Feiern in die Nürnberger Innenstadt zieht. Auch wird die Nürnberger Altstadt wohl künftig Platz seines ersten eigenen Restaurants werden. „Ich liebe meine Familie über alles, aber ich gehe meinen eigenen Weg.“