Interview mit Jasmin Schröter
Die Zeitfracht Gruppe ist ein Familienunternehmen in dritter Generation, das sich aus einem Fuhrbetrieb hin zu einer komplexen Firmengruppe entwickelt hat, die in unterschiedlichsten Bereichen aktiv ist. Schwerpunkte sind die Logistik und der Einzelhandel. In der Unternehmensgruppe sind aktuell 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Jasmin Schröter, Großnichte des Firmengründers Horst Walter Schröter, ist Alleineigentümerin der Zeitfracht Gruppe. Jasmin Schröter ist die Initiatorin und Stifterin des Deutschen Kinderbuchpreises, der jedes Jahr im Herbst vergeben wird.
Text: Fragen stellte Heike Aigner Bilder: coconad GmbH
2021 haben Sie den Deutschen Kinderbuchpreis ins Leben gerufen. Was hat Sie dazu bewogen?
Schon seit meiner Kindheit liebe ich es zu lesen. Daher weiß ich, wie wichtig es ist, dass Kinder schon vor dem Schulstart an das Lesen herangeführt werden. Lesen hat so viele positive Eigenschaften. Es stärkt zum Beispiel die Bindung innerhalb der Familie. Und Lesen lernen ist der erste Schritt. Mit dem Preis möchte ich einen Anreiz schaffen, dass neue und kreative Kinderbücher publiziert werden. Lesekompetenz und Leselust sind wichtige Elemente in unserer Gesellschaft. Lesen ist die Grundlage für alle Kinder, im Leben die gleichen Startchancen zu haben.
Im ersten Jahr konnten auch Bücher für Kinder im Alter zwischen vier und acht Jahren eingereicht werden. Hierzu gehörte dann neben der Kategorie der Selbstlesebücher, auch die Vorlesebücher. 2022 wurde die Zielgruppe der Kinder auf das Alter von fünf bis acht Jahren und 2023 von sechs bis acht Jahren eingegrenzt. Was ist der Beweggrund dafür gewesen?
Als ich den Preis ins Leben gerufen habe, wusste ich nicht, was passiert. Wird der Preis von den Autorinnen und Autoren angenommen? Und, vor allem, wie ist die Resonanz der Kinder, um die es am Ende geht. Das Buchpreis-Team und ich wollen ganz gezielt die Entwicklung der eigenen Lesekompetenzen fördern. Aus diesem Grund haben wir das Alter der Zielgruppe angepasst, um uns stärker von den Bilderbüchern abzugrenzen. Und wenn ich sehe, wie viel Freude es unserer Kinderjury bereitet, die zehn Finalistenbücher alleine oder mit Unterstützung zu lesen, dann bestärkt mich das jedes Jahr aufs Neue.
Bühnenlesung bei der Verleihung des Deutschen Kinderbuchpreises 2022.
Bild: coconad GmbH
Welche Bücher dürfen für den Preis antreten, auch Self-Publishing-Bücher? Wer darf Bücher einreichen?
Die wichtigsten Regeln für die Einreichung sind, dass das Kinderbuch zwischen dem 1. Juni 2022 und dem 31. Mai 2023 erstmals erschienen sein muss. Das Buch muss in deutscher Sprache erschienen sein, sich an Kinder im Alter zwischen sechs und acht Jahren richten und zudem ohne Vorkenntnis einer Buchreihe verständlich sein. Dazu gehören auch die Self-Publishing-Bücher.
Sind auch Kinder in der Jury? Wie setzt sich die Jury zusammen?
Das Besondere an unserem Preis ist, dass am Ende die Kinderjury entscheidet. Die Kinderjury wird aus jeweils einem Mädchen und einem Jungen aus den 16 Bundesländern gebildet. Sie besteht aus 32 Kindern zwischen sechs und zehn Jahren. Bevor jedoch die Kinderjury mit dem Lesen starten kann, bewertet eine Erwachsenenjury alle Bücher. Die Erwachsenenjury setzt sich aus zehn Personen mit starkem Bezug zum Lesen und Vorlesen zusammen. Dies können Eltern, Großeltern sein oder Menschen, die sich beruflich mit Kinderbüchern beschäftigen – zum Beispiel Erziehende, Grundschullehrer, Künstlerinnen (für die grafische Beurteilung), Journalistinnen oder Kindererziehungs-Blogger. Am Ende übergibt die Erwachsenenjury eine Shortlist mit zehn Büchern an die Kinderjury. Die Kinder küren daraus die Sieger.
2023 gibt es eine neue interessante Preisaufteilung im Gegensatz zu 2021 und 2022, so dass jeder auf der Shortlist ein Preisgeld bekommt. Welche Vorteile sehen Sie darin?
Der Preis entwickelt sich stetig weiter. So kam auch die Anpassung des Preisgeldes zustande. Mit dem Preis können wir jetzt noch mehr Autorinnen und Autoren motivieren, sich mit dem Thema Kinderbuch auseinanderzusetzen. Dies gilt auch für Illustratorinnen und Illustratoren. Dieses Jahr enthält das Preisgeld zum Beispiel einen Sonderpreis für die beste Illustration. Mit der Gesamtdotierung von 100.000 Euro ist und bleibt der Deutsche Kinderbuchpreis einer der höchstdotierten der Branche.
Wo findet die Preisverleihung dieses Jahr statt?
So bunt, vielseitig und fantasievoll die Bücher sind, so soll auch der Preis zeigen, wie bunt und vielseitig unser Land ist. Aus diesem Grund wird der Preis jedes Jahr in einer anderen deutschen Stadt verliehen. – In diesem Jahr am 14. Oktober in der Tafelhalle in Nürnberg, einer Stadt, die kurz nach der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert schon zu einem der wichtigsten europäischen Zentren für den Buchdruck wurde.
Wie hat sich der Deutsche Kinderbuchpreis seit der Gründung entwickelt? Hat er sich bereits etabliert? Findet er im Buchhandel die gewünschte Unterstützung?
Welche Resonanz haben Sie von den Verlagen und vom Buchhandel erhalten?
Die Resonanz der Verlage und aus dem Buchhandel war von Anfang an gut. In einer sehr gefügten Branche wie unserer dauert es naturgemäß etwas länger, bis sich ein neuer Buchpreis etabliert hat. Wir „konkurrieren“ um die öffentliche Aufmerksamkeit mit Buchpreisen, die es bereits seit vielen Jahrzehnten gibt. Aber das spornt uns nur noch mehr an: Wir wissen, dass wir für eine sehr gute Sache unterwegs sind. Und die Hauptmotivation für uns kommt aus der Arbeit mit der Kinderjury. Das treibt uns an, nicht die Anerkennung der Buchbranche.
Wie hat sich die Vermarktung anfänglich gestaltet? Welche Kanäle bespielen Sie im dritten Jahr für die Vermarktung? Welche haben sich gelohnt?
Wir freuen uns über jede Berichterstattung – gerade, weil wir an die gute Sache des Deutschen Kinderbuchpreises glauben. Aber wir setzen auch sehr auf Social-Media-Aktivitäten, mit denen wir Menschen sehr zielgerichtet ansprechen können. Und der Kreis derjenigen, die auf den Preis achten, wächst von Jahr zu Jahr.
Welches Team arbeitet bei Zeitfracht für den Kinderbuchpreis?
Zunächst einmal ein sehr junges und engagiertes Team. Viele daraus kümmern sich über ihre eigentliche Arbeitszeit hinaus um unseren Kinderbuchpreis. So sind wir inzwischen alle sehr eng zusammengewachsen, treffen uns das ganze Jahr über mindestens alle zwei Wochen online und hin zum 14. Oktober natürlich häufiger und auch persönlich. Und am Tag der Preisverleihung feiern wir alle zusammen mit den Gewinnern des Buchpreises.
Gibt es Pläne, den Preis auch international auszuschreiben?
Nein, wir wollen den Preis im deutschsprachigen Raum halten. Sonst macht unsere Vorgehensweise mit der Erwachsenen- und der Kinderjury aus allen deutschen Bundesländern keinen Sinn mehr.
Was war Ihr Lieblingsbuch in Ihrer Kindheit?
Das war Lotta von Astrid Lindgren.
Und welches Buch lesen Sie am liebsten vor?
Das entscheiden die Kinder. Die haben eine genaue Vorstellung, was die Mama vorlesen soll.
Haben Sie Ferdinand von Schirach schon gefragt, ober er eventuell ein Kinderbuch schreiben würde?
Nein, das haben wir noch nicht. Aber dessen Themen sind immer sehr ernst. Es wäre sicherlich spannend, wenn er sich für ein Buchprojekt mal die Sichtweise eines Kindes aneignen würde. Vielleicht auch eine schöne Herausforderung für ihn. Wenn ich ihn mal treffen sollte, frage ich ihn.
Jasmin Schröter
Bild: coconad GmbH
Jasmin Schröter persönlich
„Lesen macht glücklich. Es beflügelt die Fantasie, öffnet die Welt, gibt Zugang zu Bildung und schafft die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben.“
Sie sind in Mittelfranken geboren. Was ist von Ihren fränkischen Wurzeln geblieben?
Wie die Franken bin ich ein bodenständiger und verlässlicher Mensch. Das spiegelt sich in meiner Tätigkeit als Unternehmerin wider.
Sie führen ein erfolgreiches Familienunternehmen mit drei Kindern und mehreren Firmen und Marken. Wie schaffen Sie das?
So etwas schafft man nur gemeinsam. Mit meinem Mann bin ich beruflich und privat ein eingespieltes Team. Und sollten sich einmal Termine überschneiden, sind die Großeltern immer für die Enkelkinder da. Mit dem Wachstum der Firma sind auch immer neue und verlässliche Kolleginnen und Kollegen hinzugekommen. Dank dieser Unterstützung konnte ich mein Herzensprojekt verwirklichen, den Deutschen Kinderbuchpreis.