Gleich drei Hotelbetriebe haben ihre Kindheit und Jugend geprägt. Sie hat mit Volker Heißmann und Thomas Stein gearbeitet und viele Künstler in der Meistersingerhalle live erlebt. Wir haben sie im Holiday Inn City Centre in Nürnberg besucht.
Text: Heike Aigner Bilder: Matthias Schäfer
Mit blondem, wehendem Haar kommt Julia Rübsamen in die Lobby des Holiday Inn – dem „Landhotel in der Altstadt“, wie es ihre Familie liebevoll nennt. Sie ist Gastgeberin durch und durch, im Handumdrehen sitzen wir bei Cappuccino, Wasser und Keksen in gemütlicher Atmosphäre in der Business Lounge. Die Familie Rübsamen hat eine lange, bedeutungsvolle Tradition in der Hotellerie der Metropolregion Nürnberg. Mittlerweile ist sie Gastgeber in neun Hotels. Angefangen hat alles mit dem Carlton Hotel am Bahnhof, dass der Großvater Heinz Rübsamen Senior nach dem Krieg 1950 eröffnet hat. Das Carlton ist bis heute im Familienbesitz und wurde Anfang 2000 abgerissen und komplett neu errichtet. Es folgte die Pacht des Deutschen Hofs am Frauentorgraben mit den Lessingsälen und dem Bocksbeutelkeller. Legendär waren dort vor allem die Faschingsbälle in den Lessingsälen, erinnert sich Julia Rübsamen.
„Es war für mich eine schöne Jungendzeit, es hat sich nicht wie Arbeit angefühlt,
auch wenn es manchmal ganz schön stressig war.“
Die Meistersingerhalle mit dem Hotel Atrium, war ein weiterer eigener Betrieb, in dem Julia Rübsamen sogar zuhause war. Denn die Eltern, Werner und Hilde Rübsamen, hatten im Atrium eine Betriebswohnung. Von dieser war es nur ein Katzensprung zu den vielen Konzerten in der Meistersingerhalle. Durch die Küche, die sowohl für das Atrium als auch für die Halle genutzt wurde, konnte Julia Rübsamen schnell mal vorbeischauen. Auf der Treppe lauschte sie Künstlern wie Mireille Mathieu, Udo Jürgens, Konstantin Wecker, Nik Kershaw und vielen mehr. Eine aufregende, schöne Zeit für eine Teenagerin.
Sie ist mit der Gastronomie aufgewachsen und hat schon in Ihrer Jugend bei Veranstaltungen mitgeholfen. „Es hat sich nicht wie Arbeit angefühlt“, erklärt sie, „es war irgendwie auch mein „Weggehen“. Natürlich war es auch harte Arbeit: Buffets auszurichten, viele Kilometer mit schweren Tabletts zu laufen und bei Bällen das Eisbuffet anzurichten und auszugeben. Aber zusammen mit den Azubis und anderen Angestellten hat es immer auch sehr viel Spaß gemacht. Lange Zeit hatte sie beim Sonntagsbrunch um 10.00 Uhr früh zusammen mit Volker Heißmann die Kinderbetreuung übernommen. Da war nichts mit Ausschlafen nach dem Discobesuch.
Volker Heißmann hat damals bei ihren Eltern eine Ausbildung zum Hotelfachmann absolviert. Schon früh hat sich sein komödiantisches Talent gezeigt. Wenn er zum Beispiel bei der Weihnachtsfeier wieder einmal den Hotelchef imitiert hat. Er wurde schnell zum integralen Bestandteil des Betriebs.
Es gab aber auch andere „Hobbys“. Sie half lange Zeit im Jungen Theater der Städtischen Bühnen Nürnberg mit und überlegte sich, sich später vielleicht ganz dem Theater zu widmen. In den großen Ferien war sie gerade deswegen oft in London. In der Zeit lernte sie viele Leute kennen, die International Business studierten und so begann ein ganz anderer Weg.
Nach dem Abitur studierte sie vier Jahre in London. Sie hatte währenddessen bereits viele Praktika in der Musikbranche absolviert: bei Stella Entertainment und bei Hansa in Berlin, wo das Comeback von Modern Talking gerade anlief, bevor sie mit dem Bachelor in Betriebswirtschaft bei BMG (Bertelsmann Music Group) Entertainment in München anheuerte. Sie hatte anscheinend schon immer ein Talent dafür, Arbeit und Spaß gekonnt miteinander zu verbinden. Die Musikbranche war für die nächsten sechs Jahre ihr neues Zuhause. Der Beruf brachte es mit sich, dass sie viel in Hotels unterwegs war und Erfahrung für Business Traveller und deren Bedürfnisse gesammelt hat. Als Bertelsmann 2004 zusammen mit Sony das Musikgeschäft in dem Gemeinschaftsunternehmen Sony BMG bündelte, wurde zur gleichen Zeit das Hotel Holiday Inn City Centre in Nürnberg gebaut. Nach sechs Jahren Konzern, den sie sehr liebte, schätzte sie auch ihr kleines, flexibles Familienunternehmen sehr. Und es bot sich die Möglichkeit, das Hotel zu übernehmen.
„Es war eine freie Entscheidung, zurückzukommen und das Hotel zu übernehmen.
Bei uns in der Familie gab es nie einen Nachfolgedruck.“
Sie war damals zehn Jahre von zuhause weg, und, wie sie es so schön formuliert hat, hatte sich die Hörner abgestoßen und viel von der Welt gesehen. Die Entscheidung war gefallen. 2005 hat sie das Holiday Inn City Centre eröffnet und leitet es seitdem. 2006 folgte das Best Western Hotel Nürnberg City West, in der Regerstraße und 2008 das Holiday Inn Express in Nürnberg-Schwabach. Die Eröffnung in Schwabach fiel mit der Geburt Ihres Sohnes Konrad zusammen und dreizehn Monate später erblickte Anna, ihre Tochter, das Licht der Welt, genau mit der Eröffnung des Best Western in Bamberg. Ohne Unterstützung eines Kindermädchens wäre es nicht gegangen, erzählt Julia Rübsamen. 2014 wurde das Sorat Hotel Saxx gegenüber der IHK am Hauptmarkt neu eröffnet und 2015 das Novotel Centre Ville in der Nähe vom Bahnhof, welches ihr Bruder Frank leitet. Mit dem Agneshof, einem kleinen Boutique-Hotel in der Altstadt neben den Dürer-Stuben, den ihr Vater seit 1998 leitet und der mittlerweile auch in Familienbesitz ist, sind es insgesamt neun Hotels.
Frau Rübsamen, wie behält man alle Hotels im Blick?
Die Familie ist in jedem Haus oft vor Ort, weil wir uns auch persönlich kümmern, nicht nur vom Schreibtisch aus. Das ist für ein regionales Familienunternehmen und für den Zusammenhalt mit den Mitarbeitern wichtig. Schön ist, dass alle Hotels in der Metropolregion liegen, so kann man das auch gewährleisten.
Übernachten Sie auch ab und an in einem der Hotels?
Ja gern, aber eher in Bamberg. Dann sieht man natürlich auch gleich, was man anders machen könnte oder wenn etwas repariert werden muss. Man kommt von außen und hat einen anderen Blick auf die Dinge wie die Mitarbeiter, die täglich dort arbeiten. Wir machen auch gern viel selbst, das war bei uns in der Familie immer so. Die Hotels sind unser Leben, da ist man mit viel Herzblut immer dabei. Es gibt natürlich auch Haustechniker, die alles in Schuss halten. Bei 260 Zimmer nur im Holiday Inn gibt es immer etwas zu tun. Das ist normal.
Welches Hotel liegt Ihnen besonders am Herzen und warum?
Eigentlich alle, aber die, die man selbst auch leitet, sind einem erst einmal am nächsten.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Wer in der Gastronomie und Hotellerie arbeitet, kennt keine Wochenenden, sagt man. Trifft das für Sie auch zu?
Ich empfinde es als großen Vorteil, mit Familie in der Gastronomie zu arbeiten. Meine Flexibilität ist groß, man hat einen festen Dienstplan und kann sich die Zeit sehr gut einteilen. Gerade für Mütter, manche fangen um 7.00 Uhr an und sind um 15.30 Uhr fertig. Oder sie machen Spätdienst und haben den Vormittag dann auch mal für sich. Wenn man am Wochenende arbeitet, hat man dafür unter der Woche zwei Tage frei. Bei Messen oder zum Christkindlesmarkt ist natürlich besonders viel los. Daher versuchen wir unsere Mitarbeiter Richtung Weihnachten zu entlasten. Unsere interne Weihnachtsfeier haben wir daher in den Januar verlegt. Heiligabend und Silvester wird in unseren Hotels nicht mehr so oft gefeiert, es gibt weniger klassische Silvestergalas als früher, die Menschen fahren zu Silvester lieber in die Berge. Das ist für uns alle eine etwas entspanntere Zeit.
Was machen Sie am liebsten in der Freizeit, wenn Sie mal richtig Zeit haben?
Ich treibe gern Sport, bin viel in der Natur und in den Bergen unterwegs. Ich reise auch gern. Im Gegensatz zu früher mit Anfang zwanzig, als ich große Fernreisen unternommen habe, schätze ich jetzt Europa sehr. Wenn ich unterwegs bin, schaue ich mir von Berufs wegen gern Hotels an, egal, ob kleine Boutique-Hotels oder große Sternehotels. Seit meine Kinder größer sind, habe ich auch wieder mehr Muße und Ruhe zum Lesen, das genieße ich.
Gibt es schon Pläne für ein weiteres Hotel?
Wir sind immer offen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Aber es muss auch zu uns passen und gut erreichbar sein. Wir können uns auch vorstellen, ein Hotel in München oder in Regensburg zu haben.
Julia Rübsamen im Gespräch mi Heike Aigner.