Für eine Gesellschaft auf Augenhöhe

13. Juni 2022 | People

Was 1979 als Modellprojekt zur frühkindlichen Erziehung türkischer Kleinkinder begann, ist heute das Internationale Frauen- und Mädchenzentrum e. V.. Seit über 40 Jahren leistet der Verein in der Denisstraße 25 in Nürnberg mit einem breiten Angebot aus den Bereichen Bildung, Beratung sowie Freizeit und Kommunikation wichtige Stadtteilarbeit für Frauen und Mädchen in Gostenhof. Finanziert wird der Verein durch Zuschüsse der Stadt Nürnberg, Spenden- und Fördergelder. 
Wir treffen Anja Brülls und Özlem Öz und können nur erahnen welch großartige Arbeit der Verein für all seine Teilnehmer:innen leistet und welche Herausforderungen hier täglich bewältigt werden müssen.
Text: Magdalena Kick Bilder:
 IFMZ e. V.

Im Rahmen eines dreijährigen Handlungsforschungsprojekts über türkische Familien nehmen Gaby Franger, Meral Akkent und Nermin Gülteppe vor mehr als 40 Jahren die Arbeit der „Mutter-Kind-Stube“ auf. Das Beratungsangebot von Frauen für Frauen wird bald kreativ erweitert und der Verein entwickelt sich kontinuierlich weiter. Unterstützt wird der Verein dabei durch Zuschüsse der Stadt Nürnberg sowie von Stiftungen und kann das Angebot stetig ausbauen. Dennoch war und ist die finanzielle Grundlage nicht durchgängig stabil, da viele Fördergelder für laufende Kurse keine Dauerfinanzierung gewährleisten können.

Vielfältiges Angebot

Neben offenen Treffs und organisierten Ausflügen für Frauen und Mädchen, bietet das IFMZ auch Angebote für Senior:innen und Familien an. Integrationskurse, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden, werden ebenso wie Sprach-, Computerkurse und Bewerbungstrainings gut angenommen. Für Mädchen bietet die Hausaufgabenbetreuung eine Möglichkeit, Benachteiligungen bestmöglich abzufangen und soziale Kontakte zu knüpfen. Das Zentrum ist Schutzraum, fördert gezielt die Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Frauen und unterstützt Mädchen bei der Optimierung ihres Bildungsniveaus. Zudem berät der Verein niederschwellig, akzeptierend und ganzheitlich Frauen, Mädchen und ihre Familien. „Wir holen unsere Teilnehmerinnen dort ab, wo sie stehen und bieten gezielt Unterstützung an“, erklärt Özlem Öz, die Geschäftsführerin des IFMZ e. V.. Besonders geprägt ist das Angebot des IFMZ dadurch, dass viele Besucher:innen eingetragene Mitgliedsfrauen des Vereines sind und somit aktiv mitbestimmen, welche Kurs- und Beratungsangebote zum jeweiligen Zeitpunkt unerlässlich sind.

Einsatz und Engagement

Die angebotenen Kurse und Veranstaltungen werden vom Verein selbst getragen. „Wir sind eigentlich begleitend zu unserer direkten Arbeit stets damit beschäftigt, Spenden- und Fördergelder zu sammeln“, erzählen uns die beiden Frauen. „Wofür wir das alles machen? Der große Anreiz ist, eine Gesellschaft zu schaffen, in der keiner exkludiert ist, egal welcher Herkunft. Wir begegnen uns auf Augenhöhe“, so Anja Brülls. Dies ist nur eines von vielen Zielen des IFMZ e. V., weswegen die tägliche Arbeit des Vereins mit viel Einsatz und Engagement umgesetzt werden muss.

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Özlem Öz (l.) im Beratungsgespräch.
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Den Blick durchs Mikroskop gewagt.

Herausforderungen in der Pandemie

Die Arbeit des Vereins hat sich durch die pandemische Lage nochmals erschwert. „Wir haben die Menschen in der Pandemie zeitweise buchstäblich durch das Fenster beraten“, erzählt Özlem Öz. Die längere Bearbeitungsdauer von beispielsweise Wohngeldanträgen, Aufenthaltstiteln und Fiktionsbescheinigungen, der Vorstufe des Aufenthaltstitels, bringen die Teilnehmer:innen in existenziell gefährdende Situationen. „Das Wissen, dass sie Hilfe brauchen und auf Unterstützung angewiesen sind, lässt dich aber nie aufgeben“. Und so steht das Team in den prekärsten Zeiten der Pandemie eben am Fenster und die Mitarbeiterinnen geben weiterhin ihr Möglichstes die Familien in dieser Situation zu 
unterstützen.

Auszeichnung der Stadt Nürnberg

2020 erhält das IFMZ e. V. den Frauenpreis der Stadt Nürnberg. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen von Frauen und Frauengruppen, die sich mit ihren eigenen Anliegen, der Situation der Frauen, ihren Lebensbedingungen und ihrer Geschichte auseinandersetzen und neue Denkmuster und Handlungsformen in Arbeitswelt, Journalistik, Kultur, Politik, Wissenschaft und im ehrenamtlichen Bereich aufzeigen. Die vom Büro der Frauenbeauftragten initiierte Verleihung findet im Beisein einer breiten Frauenöffentlichkeit seit 1990 alle zwei Jahre statt und ist mit 2.000,00 Euro Preisgeld dotiert.

Charityaktion HEIMSTIL

Auch mit unserer nächsten Charityaktion möchten wir gemeinsam mit unseren Partner:innen und Künstler:innen einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Die bei HEIMSTIL gesammelten Spendengelder kommen zu 100 Prozent dem Internationalen Frauen- und Mädchenzentrum zugute. Und wir sind uns ganz sicher, mit dem IFMZ e. V. einen wunderbaren und unterstützenswerten Verein gefunden zu haben.

Sie möchten das Internationale Frauen- und Mädchenzentrum e.V. unterstützen?

Egal ob als Privatperson, Unternehmen, einmalig oder regelmäßig – das IFMZ freut sich über jeden Beitrag – ob groß oder klein. Da der Verein gemeinnützig anerkannt ist, sind alle Spendenbeiträge steuerlich absetzbar.

Internationales Frauen- und Mädchenzentrum e. V.
Konto 1 061 938 Sparkasse Nürnberg
BLZ 760 501 01
IBAN: DE46 7605 0101 0001 0619 38
SWIFT-BIC: SSKNDE77XXX

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