Uwe Feser wirkt wie ein Mann, der auch ohne Erfolg glücklich geworden wäre. Aber er ist nun mal einer der erfolgreichsten Autohändler Deutschlands. Wie er das geschafft hat? Glück, sagt er. Vielleicht steckt aber noch mehr dahinter.
Interview: Julian Menz Bilder: Grischa Jäger
Von seinem Büro im vierten Stock sieht Uwe Feser zurzeit eine weitläufig ausgehobene Baufläche. Wo gerade noch Radlader dicke Spuren in den Boden fahren, werden in wenigen Monaten tausende Neuwagen auf ihren Ersteinsatz warten. Uwe Feser blickt optimistisch auf die Zukunft der Feser-Graf-Gruppe. Und er hat allen Grund dazu.
Hätten wir keinen Termin vereinbart, müsste ich Glück haben, ihn heute hier in der Heisterstraße zu treffen. Die Niederlassung nahe der Kreuzung von Südring und Frankenschnellweg ist zwar Hauptverwaltungssitz der Feser-Graf-Holding, Uwe Feser ist aber ein Mann, der gerne dort ist, wo er gebraucht wird. Bei einem Unternehmen mit 53 Standorten in Bayern und Sachsen-Anhalt bedeutet das viel Abwechslung. Großen Respekt an seine Geschäftsführungsassistenz und Mitarbeiter, die es schaffen, den Überblick darüber zu bewahren, wo man den Chef gerade erreicht.
Dass er heute für ein Interview hier ist, macht den Seltenheitswert noch größer. „Interviews mach ich normalerweise nicht, das gebe ich gern an andere ab“, schmunzelt Uwe Feser. „Ich mach mein Geschäft, das macht mir auch Spaß. Aber sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, das ist nicht meine Welt.“ Tatsächlich finden sich über Uwe Feser kaum Informationen im Netz, es sei denn es geht um seine Arbeit. Und die hat ihn immerhin zum drittgrößten Autohändler Deutschlands gemacht. Auch dabei hat das Glück ein bisschen mitgemischt. Angefangen bei seiner Familie.
Wie alles beginnt
Uwe Fesers Vater Udo kommt nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern aus dem heutigen Sachsen-Anhalt nach Ingolstadt. Großvater Walter ist schon seit den 30ern mit der Auto-Union verbandelt, somit liegt Ingolstadt als neuer Standort auf der Hand. Udo arbeitet zuerst bei der heute Audi genannten Firma im Bereich Motorsport und fährt in den 50ern als bekannter Rennfahrer im Endurosport viele Erfolge ein. 1955 gewinnt er mit dem Team der BRD die Internationale Sechstagefahrt auf einer DKW. Um die Markenverwirrung ein wenig zu mildern: Die Auto Union stellt damals auch Motorräder unter der Marke DKW her. Der erste Nachkriegs-PKW mit dem Namen Audi erscheint erst 1965. Später wird Audi eine Volkswagen-Tochter.
Zum Lohn seiner Erfolge unterstützt ihn die Auto-Union bei der Gründung eines Autohauses. Dessen Standort fällt recht zufällig auf ein Städtchen südlich von Nürnberg: Schwabach. Die Goldschlägerstadt sollte sich später noch als Glückstreffer erweisen.
Der kleine Uwe Feser wächst zwischen brummenden Motoren, Werkstatt und Verkaufsraum auf. Wie heute noch steht das Unternehmen damals für Autohandel und Reparaturservice. „Bis vor ein paar Jahren konnte ich noch jedes Auto richten“, lächelt Uwe Feser stolz. Udo Feser ist ein fordernder Vater, was ihm sein Sohn aber offensichtlich nicht krumm nimmt. Also muss Uwe nach dem Schulabschluss KFZ-Mechaniker lernen, bevor ihn sein Vater im eigenen Unternehmen arbeiten lässt. Anfang der 80er hat Uwe Feser nach etlichen Jahren schließlich seinen Meistertitel und wird im Familienbetrieb eingestellt.
Vom Senior übernimmt der Sohn bald die Geschäftsführung, deren Werbeslogan damals lautet: „Zum Glück gibt’s Feser“. Retrospektiv könnte das Logo der Firma zu Uwe Fesers Leben nicht passender sein: Ein vierblättriges Kleeblatt.
Vor den Toren Nürnbergs wächst das Autohaus Feser unbehelligt von der Nürnberger Konkurrenz stetig weiter. „Eigentlich war das alles gar nicht groß auf Expansion gebürstet“, so Feser. „Die kamen im Grunde genommen alle auf mich zu.“ In den 90ern übernimmt er das Autohaus, auf dessen Gelände wir uns heute treffen. Die Vorbesitzer waren ohne Nachfolge, finden aber im Schwabacher Unternehmen den passenden Kandidaten. Ein paar Jahre später wendet sich auch die Firma Graf an ihn. Uwe Feser, Wilhelm Graf und Dr. Günther Zembsch beschließen die Fusion und gründen die Feser-Graf-Gruppe. Nach und nach stoßen immer mehr kleinere Betriebe und Händler zur Gruppe hinzu.
Die Feser-Graf-Gruppe hält auch bei seinen Subunternehmen an den alten Firmennamen fest: Feser und Wittig, Feser Breitschwert, Feser-Biemann und viele mehr. Fast alle Übernommenen sind Familienunternehmen und Uwe Feser möchte auch, dass sie welche bleiben. Die Unternehmerfamilien sind weiterhin beteiligt und leiten das operative Geschäft der jeweiligen Autohäuser. Mittlerweile eine Seltenheit.
2021 ist die Autobranche ein knallhartes Geschäft, sagt Uwe Feser. Über die Jahrzehnte hat er sich und sein Unternehmen aber in eine Marktposition gebracht, die nicht günstiger sein könnte. „Man muss es klar sagen, ich hab auch viel Glück gehabt“, betont er immer wieder. Aber nur mit Fleiß und Freude wird was daraus. Heißt auch, mindestens sechs Tage Arbeit in der Woche, maximal zwei Wochen Sommerferien am Stück mit der Familie. Dazu kommen Verpflichtungen als Aufsichtsratsvorsitzender der Schwabacher Raiffeisenbank, Strategiemeetings bei Audi, TÜV Süd und noch viele Stundenfresser mehr. Seiner Frau Alexandra verspricht er, mit 60 zu reduzieren. Für sie macht er das gerne. Heute arbeitet er von Montag bis Donnerstag, immer an unterschiedlichen Standorten. Das operative Geschäft hat er größtenteils an Mitarbeiter:innen abgegeben. Besonders freut ihn, dass sich zwischenzeitlich schon die nächste Generation aus den Gesellschafterfamilien Feser und Graf im Unternehmen engagiert.
Wundervolle Aussichten
Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt, sagt Albert Schweizer. Auch Uwe Feser ist davon überzeugt. Mit seiner Kinderstiftung hilft er kranken jungen Menschen aus der Region, denen zum Beispiel schlicht die Mittel für eine Behandlung fehlen. Der Stiftung hat er die mehr als hundert Oldtimer aus dem Feser Museum überlassen. Über Jahrzehnte hinweg sammelten vor allem er und sein Vater wertvolle Raritäten. In der Stiftung bringen diese Schätze nun neuen Wert: Eine glückliche Perspektive für die Unterstützten. Uwe Feser hat also nicht nur selbst Glück gehabt, sondern sorgt auch dafür, dass es andere haben.