Es verwundert wohl kaum, dass aus einer geplanten Interviewstunde weit mehr als zwei äußerst kurzweilige werden. „Hallo, schön Sie zu sehen! Ich habe uns einen Tisch reserviert, damit wir ungestört plaudern können“, lautet die fröhliche Begrüßung von Evi Kurz. Stilvoll in einem senffarbenen Mantel, einer dunklen Hose und dunklen Schuhen winkt sie vor dem Café Luise, das sich gegenüber des Ludwig Erhard Zentrums befindet und das Evi Kurz mitaufgebaut hat und als ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der 2013 gegründeten Stiftung Ludwig-Erhard-Haus leitet.
Den Plan umgeworfen
Nach ihrem Abitur studierte die gebürtige Fürtherin Erziehungswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In einer Band habe sie damals auch gesungen, erzählt sie und lächelt bei der Erinnerung. Das sei deswegen relevant, weil es ihre Musikerkollegen waren, die ihr eines Abends einen Aufruf in der Zeitung ans Herz legten. Darin suchte das Bayerische Fernsehen für sein neues Studio in Nürnberg nach einer „echten Fränkin“ als Moderatorin für die „Frankenschau“. „Evi, das wär doch genau dein Ding!“, sagten ihre Bandkollegen und sollten Recht behalten. Nach ihrem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen bewarb sich Kurz und konnte sich gegen rund 360 andere Bewerberinnen durchsetzen. Anfangs sei es noch gut miteinander vereinbar gewesen, ihre Arbeit als Lehramtsanwärterin und ihre neue Rolle als TV-Moderatorin. Doch der Wunsch aus München, die damals 22-Jährige in weiteren Sendungen zu sehen, kam schnell. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich in jedem Fall das zweite Staatsexamen machen werde“, sagt sie. Drei Jahre lang arbeitet sie parallel. „Vormittags habe ich unterrichtet, nach der Schule bin ich schnell heim, habe mir die Wechselkleidung genommen, die ich mir am Abend zurecht gelegt hatte, und wurde dann von einem Fahrer in einem Dienstwagen des Bayerischen Fernsehens nach München gefahren, wo es direkt in die Maske ging“, erzählt Kurz. „Das war eine anstrengende Zeit. Die Fahrer erinnerten sich später, dass ich sofort in einen Tiefschlaf gefallen bin, sobald ich im Auto saß. Die scharfe Kurve in München Freimann hat mich regelmäßig aufgeweckt“, lacht Kurz. Zu ihrem Pfefferminztee bestellt sie noch ein Eierlikörtörtchen: „Das würde mir jetzt gut tun“, strahlt sie die Bedienung an.
Neben der Moderation verschiedener Sendungen verfasst sie auch Filmbeiträge, ein Thema fasziniert und bewegt sie bis heute: Der Holocaust und das Schicksal jüdischer Mitbürger. Insbesondere das Leben des gebürtigen Fürthers und ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger habe sie zutiefst berührt, sagt sie. Weil das Bayerische Fernsehen nur einen kurzen Beitrag will, gründet Kurz ihre eigene Film- und Fernsehproduktionsfirma. Die Mühe lohnt sich: Für die Dokumentation „Die Kissinger-Saga. Walter und Henry Kissinger – Zwei Brüder aus Fürth“ vertrauen ihr Walter und Henry Kissinger ihre private Lebens- und Familiengeschichte an. „Ich bin immer noch mit ihnen befreundet, erst im vergangenen Jahr war ich in New York bei der Familie eingeladen“, erzählt Evi Kurz stolz.
Faszination und Leidenschaft für eigene Projekte
Zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung produziert sie für die ARD den Film „Die Brückenbauer Henry Kissinger, Fritz Stern und Lord George Weidenfeld – Jüdische Emigranten und die Wiedervereinigung“. Insbesondere der britische Verleger und Diplomat Lord Weidenfeld habe sie beeindruckt. „Er war immer, wirklich immer nach vorne gewandt und im Herzen so unglaublich jung.“ Sie weiß es noch wie heute, als Weidenfeld ihr im Hotel Sacher in Wien das „du“ anbietet. „Das war ein Ritterschlag!“ Mit ihm gemeinsam kann sie in Israel einem Treffen mit Staatspräsident Schimon Peres beiwohnen. „Ich hatte das große Glück, viele faszinierende Menschen kennenlernen zu dürfen!“, schwärmt Evi Kurz.
Dennoch, nach dem Brückenbauer-Film ist sie müde und will kürzer treten. Doch unter einer Verschnaufpause versteht Kurz etwas anderes. Sie ist 1. Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreis Fürth e.V. und Vorsitzende des Vorstands der 2013 gegründeten Stiftung Ludwig-Erhard-Haus, beide haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken an das Leben und Wirken des ehemaligen Bundeskanzlers Ludwig Erhard zu würdigen. In ihrer „Pause“ kümmert sich Evi Kurz um die Realisierung des LEZ in Fürth, das am 20. Juni 2018 eröffnet wurde, und den Stil der sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards aufzeigt.
„Man kann die Gegenwart und Zukunft nur verstehen, wenn man die Vergangenheit kennt“, sagt Kurz. „Ich glaube es ist schwieriger geworden, sich in der heutigen medialen Flut zu orientieren und sich nicht von den falschen Dingen faszinieren zu lassen.“ Evi Kurz möchte dagegen steuern. Und mit dem letzten, wie mit all ihren Projekten die Menschen mit ihrer eigenen Faszination anstecken.