„Es gibt kein Ende der Reise“ heißt es im Hit „Never Ending Road“ von der kanadischen Sängerin Loreena McKennitt. Wo das Ende der Reise für Netzwerkerin Sabine Michel überhaupt sein könnte, wissen wir natürlich nicht, dafür begeben wir uns auf eine spannende Reise zu den Anfängen der naturverbundenen Nürnbergerin, passionierten Skifahrerin und kreativen Werbeagenturbesitzerin und lassen uns erzählen, warum ein Aufzug, eine Modenschau und ein alter Opel Kadett zu schicksalsträchtigen Momenten werden sollten und die Sportnote entscheidend für die Karriere sein kann.
Text: Daniel Wickel Bilder: Grischa Jäger
Es ist Faschingsanfang. Krapfen stehen auf dem Tisch. Frischer Kaffeeduft liegt in der Luft in der von uns kurzerhand zu einem Fotostudio umgebauten Agentur im Nürnberger Norden. „Und lächeln nicht vergessen“, schmunzelt unser Fotograf Grischa Jäger an Sabine Michel gerichtet, die lachend das Covershooting hinter sich bringt. „Eigentlich stehe ich ungern im Mittelpunkt und bin lieber die Strippenzieherin im Hintergrund“, erzählt uns Michel, die seit bald 15 Jahren ihre Werbeagentur smic! leitet und sich gemeinsam mit ihrem zehnköpfigen Team mit frischen Ideen durch die schwierige Zeit schlägt.
Die ersten Jahre
In St. Johannis aufgewachsen, schart das Einzelkind schon als kleines Mädchen ständig Freunde um sich und organisiert die Treffen. „Mein Gefolge war immer dabei. Im Endeffekt mache ich heute nichts anderes“, lacht Sabine Michel, die bereits von klein auf ihre Leidenschaft zur Natur und vor allem zu den Bergen entdeckt. „Wenn andere Kinder im Winter zuhause einen Tee bekommen haben, hat mein Vater gesagt, wir gehen an die frische Luft und stärken die Abwehrkräfte“, erinnert sie sich. Mit 5 Jahren steht sie das erste Mal auf Skiern, schafft es in die Auswahl und verdient sich als Jugendliche als Reisebegleiterin für Skifahrten Geld dazu. In der Ausbildung verschlägt es die gebürtige Nürnbergerin zum Modehaus Wöhrl, und beinahe wäre die Lehre auch schnell wieder beendet gewesen. „In der dritten Woche der Ausbildung habe ich den Aufzug der Geschäftsleitung benutzt, dort mit einem Kleiderständer Rudolf Wöhrl am Kopf getroffen und eigentlich schon mit einem Rausschmiss gerechnet“, erzählt Michel.
Doch sie kauft Schokolade und entschuldigt sich in ihrer Mittagspause bei Wöhrl, der sich darüber köstlich amüsiert. „Ich war danach wohl die Einzige, die den Aufzug neben der Geschäftsführung benutzen durfte“, lacht die Geschäftsfrau.
Bauchgefühl
Nach dem erfolgreichen Abschluss zur Bürokauffrau arbeitet sie in verschiedenen Autohäusern und verantwortet Vertrieb, Marketing- und Personalwesen. Selbst eher stark im Kreativen, in Mathematik und den Nebenfächern. Als sie ihre mittlere Reife an der Wilhelm-Löhe-Schule erwirbt, ist die Sportnote immer eine 1 und zeugt in ihren Augen von Fleiß und seltenen Krankheitstagen. „Als mir mein damaliger Chef beim Autohaus hunderte Bewerbungsunterlagen zur Auswahl gab, wurden direkt diejenigen mit einer 3 im Sport ausgesiebt“, schmunzelt Michel, die heute mehr denn je auf ihr Bauchgefühl hört bei der Auswahl der Menschen um sich herum. Die Bitte einer langjährigen Freundin, ihr bei einer Modenschau zu helfen und diese zu organisieren, bildet den Startschuss ins Agenturgeschäft. „Natürlich hatte ich Angst vor dem Schritt, aber mir war wahnsinnig langweilig damals als Marketing- und Vertriebsleiterin im Autohaus“, verrät sie. Nebenbei beginnt sie das Marketing und den Vertrieb für die Arvena Hotels auszubauen und plant die ersten größeren Veranstaltungen.
Mit dem UnternehmerTALK hat Sabine Michel ihren UnternehmerClub ORANGE um eine Unternehmensplattform „menschlich nah – strategisch weit“ erweitert.
Über Kontakte erhält sie die Chance, ein Golfturnier durchzuführen und nennt die Reihe nach ihrer Lieblingsfarbe. „Schon als Kind wollte ich orangene Möbel in meinem Kinderzimmer haben. Wahrscheinlich rührt das daher, dass ich nach meiner Geburt mit einem orangenen Opel Kadett abgeholt worden bin“, lacht sie und beginnt mit dem Orange Cup den Einstieg in ihre erfolgreiche Eventreihe. In den letzten 15 Jahren sind es an die 300 Events, die Sabine Michel und ihr Team auf die Beine gestellt haben. Sowohl Themenabende, sportliche Wettkämpfe, Unternehmer Lounges oder Charity-Events, um sozial schwächer gestellten Menschen zu helfen. „Mein liebstes Event ist Never Ending Roads. Hier haben wir in einer Lagerhalle, umgeben von weißen Paletten und spiegelnder Decke ein rauschendes Fest gefeiert“, erinnert sie sich. Eine Erinnerung an die zahlreichen karitativen Einrichtungen, die unterstützt wurden in den letzten Jahren, steht in der Nähe des Rathenauplatzes. „Vor drei Jahren bei einem Kicker-Charity-Turnier kam die Idee, der Bürgerstiftung einen offenen Stadtteilbücherschrank zu sponsern. Meine einzige Bedingung: Er muss orange sein“, erzählt sie augenzwinkernd.
Neue Wege
Nachdem auch im Agenturbereich die Auswirkungen der Pandemie voll zuschlagen sollten, musste Sabine Michel schweren Herzens den Unternehmerkongress in der Nürnberg Messe Anfang 2021 absagen. „Noch zwischen Weihnachten und Silvester haben wir im Team ein neues Format entworfen und mit unseren langjährigen Partnern einen Live-Talk, der online gestreamt wird, ins Leben gerufen“, schildert Sabine Michel den Beginn des Unternehmer Talk, der mittlerweile bereits elf Folgen zu bieten hat. Eigentlich würde sie gerne ihre Gesprächspartner:innen in Jogging- und Hausanzug interviewen, in einer persönlichen und heimeligen Atmosphäre, weg von Anzug und Krawatte und hin zum Menschen hinter der Fassade. „Vor Beginn jeder Moderation habe ich Puls bis zu den Ohren. Dann heißt es tief durchatmen und die Gedanken sortieren“, vertraut Michel uns ihr stetiges Lampenfieber an, die mit viel Leidenschaft und ohne Angst vor Grenzen in das für sie neue Terrain tritt. „Wenn ich an irgend etwas einmal scheitern sollte, dann dreh ich um und gehe durch eine neue Tür, die sich vor mir öffnen wird“, eröffnet sie uns, die nur beim Kochen ab und an scheitert. „Kochen ist nicht so meine Stärke. Zum Geburtstag habe ich einen Thermomix bekommen, diesen Herrmann getauft und sage jetzt immer „Herrmann hat gekocht“, wenn mich einer fragen sollte“, kichert sie mit entschuldigend erhobenen Händen. Im Song der kanadischen Sängerin heißt es in der letzten Zeile „Träume halten wir in unserer Handfläche“. Sabine Michel ist auch eine der Personen, die ihren Traum festgehalten hat und ihn lebt.