Wir haben Ende der 80er. Es ist drei Uhr morgens. Der Geruch von Heidelbeeren und Erdbeeren liegt in der Luft. In der Großküche eines Eiskonditors in der Nähe von Jena steht ein 5-jähriger Junge und hilft seinem Vater bei der Eisproduktion. Gut dreißig Jahre später sitzt dieser Junge in der neu ausgebauten Loge „Block 1“ vom Sportpark Ronhof, während sein Team die VIP-Gäste der Spielvereinigung kulinarisch verwöhnt und erzählt uns seine Geschichte.
Text: Daniel Wickel Bilder: Stephanie Recknagel
Friedel Hentrich, Baujahr 1984, wächst als Sohn eines gelernten Eiskonditors in Apolda im Weimarer Land in Thüringen auf. „Mein Vater war in der damaligen DDR der Einzige in der Gegend, der italienisches Eis und Soft-Eis hergestellt hat. Es gab stets nur das Eis, was du saisonal hattest“, erzählt Friedel. „Eigentlich wollte ich damals Jurist werden, aber meine Eltern rieten mir, erst einmal eine handwerkliche Ausbildung zu machen, da ich auch früher schon sehr reiselustig war“. So verschlägt es den Jungkoch schließlich in die Lehre ins Kempinski nach Berlin und bis ins Jugendnationalteam der Köche. Spezialisiert auf Patisserie fährt er 2004 sogar zur Olympiade und kocht gemeinsam im Team um Medaillen. Nach diversen Stationen in Sterneküchen unter anderem in Amsterdam, Barcelona und London mit viel Arbeit und wenig Gehalt eröffnet er drei Jahre später ein eigenes Restaurant mit junger verspielter Gourmetküche in der alten Heimat in Thüringen. Jede Woche als Motto „Elektronisches Kochen“, es war eben nicht nur ein Restaurant.
Erste Schritte
Zwei Jahre später und unzählige Arbeitsstunden im eigenen Laden sollte eine verschleppte Grippe ein Wendepunkt in seinem Leben bedeuten. Mit 24 Jahren erleidet der junge Gastronom einen Herzinfarkt durch einen Influenzavirus auf dem Herzbeutel und steht erschöpft vor den finanziellen Trümmern. „Ich stand kurz vor der Privatinsolvenz und habe bitterböses Lehrgeld bezahlen müssen“, erinnert er sich.
Er gibt schweren Herzens das Restaurant auf, regeneriert einige Monate und widmet sich dem Catering, um schnellstmöglich seine Schulden abzubezahlen. „Jetzt im Nachhinein betrachtet war das mein Motor und hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin“, resümiert Friedel. Auf einer Messe in Nürnberg arbeitet er mit Alexander Hildebrandt zusammen, und die beiden bekommen von ihrem Auftraggeber kurzerhand einen Vertrag angeboten. „Ihr bekommt einen Dreijahresvertrag für die kommenden Messen, aber nur zusammen. Wir hatten Lust auf die Zusammenarbeit und haben nach drei Wochen aus zwei Einzelunternehmen eine gemeinsame Firma gemacht“, lacht der Caterer. „Keepers and Cooks“ war geboren.
Familie
Im Frühjahr 2011 wird das „Café Wohlleben“ unweit des Nürnberger Stadtparks eröffnet. „Wir hatten unzählige Ideen, wie wir das Café nennen sollten, aber konnten uns nicht einigen. Also haben wir es nach dem Nachnamen einer Freundin von Alex benannt“, schmunzelt er. „Das Café war unser Wohnzimmer, unser Zuhause für Jung und Alt“. Einige Zeit später eröffnen die beiden auch das „Café Kaulbach“, doch der Fokus liegt bei Friedel auf dem Catering. „Wenn es sich fremd anfühlt und du die Liebe nicht mehr investieren kannst, musst du aufhören“, erzählt er rückblickend und widmet sich seit der Schließung der beiden Cafés komplett dem Catering. Durch Corona erlebt das „Café Wohlleben“ kurzzeitig ein Pop-Up-Revival in der Galerie Mühle von Eventmanagerin und Fotografin Larissa Hauß. Während der coronabedingten cateringfreien Zeit wurden wieder New York Cheesecakes und viele weitere leckere Sünden geschlemmt. Das Café ist längst wieder dem Catering gewichen, geblieben ist die Liebe zu Larissa.
Konzepte
Mehr als 50 Hochzeiten im Jahr und unzählige individuelle Firmenevents lassen dem Gastronomen und seinen knapp 20 Festangestellten die Freiheit, seine kulinarischen Konzepte zu entwickeln. Ob nun Streetfood mit Live Cooking, Fine Dining Menüs oder Pop Up Events wie aktuell den Breakfastclub. „Wir sind kein klassischer Partyservice, sondern können uns kreativ und visionär ausleben“, erzählt Friedel. Während der Lockdowns subventioniert er seine Mitarbeiter:innen zu fast einhundert Prozent, auch wenn sein Unternehmen viel Verlust machen muss in der Zeit. „Mein Ziel ist es, ein Traditionsunternehmen zu besitzen, das mich über dauert. Wo auch in 50 Jahren immer noch Veranstaltungen von „Keepers and Cooks“ durchgeführt werden“, hofft er. Sein Traum lebt weiter, auch ohne eigene Eiskreationen.