Text: Oliver Dürrbeck Titelbild: ROSAKuh
Angefangen hat alles damit, dass die Eltern von Michael Bauer, Geschäftsführer der ROSAKuh GmbH & Co. KG, sich 1973 in Obermichelbach niedergelassen und für ihre Kühe einen der ersten Laufställe in Deutschland gebaut haben. Seitdem ist dort viel passiert und der Hof ist gewachsen. Im Jahr 2000 haben die erneuerbaren Energien Einzug gehalten und nach Solarenergie folgte das eigene Blockheizkraftwerk. „Wir sind heute so weit, dass wir uns energetisch nicht nur selbst versorgen, sondern darüber hinaus noch Energie für viele Haushalte in der Region produzieren können. Nachhaltigkeit spielt in all unseren Entscheidungen eine zentrale Rolle“, erzählt Michael. Da ist es völlig klar, dass das, was die Biogasanlage braucht, selbstverständlich auch vom Hof kommt: der Dung der Kühe – alles von den Vierbeinern wird sinnvoll verwertet.
Herausforderung Direktvermarktung
Lange Zeit wird die gewonnene Milch an Großmolkereien verkauft. Eine sichere Einnahmequelle für Milchbauern, die unabhängig von der Nachfrage im lokalen Umkreis das Einkommen sichert. Die Wertschöpfungskette endet damit für den Betrieb jedoch bei der Milcherzeugung. Alles, was durch die Veredelung des weißen Rohstoffes an Wert hinzugewonnen wird, verließ die Region. Dies wollte der Familienbetrieb ändern und entschloß sich dazu, die Milch selbst weiter zu verarbeiten. Die eigene Molkerei nahm 2020 den Betrieb auf und Milch, Eis und Jogurt werden seitdem unter der eigenen Marke ROSAKuh verkauft. „Dies war ein großer Schritt für uns. Wir haben hohe Investitionen tätigen müssen und sind gleichzeitig in ein höheres Risiko gegangen“, blickt Michael zurück. Von Anfang an spielten beim Vertrieb Selbstbedienungsautomaten im ländlichen Bereich eine wichtige Rolle und nach und nach kam der Lebensmitteleinzelhandel dazu. „Durch kleine Guerillia-Marketing-Aktionen sind wir in die ersten Märkte gekommen. Wir haben einfach undercover Mitarbeiter hingeschickt und nachfragen lassen, warum sie dort keine unserer Produkte kaufen könnten.“
Die Hofmolkerei wird seit fast 50 Jahren in Obermichelbach betrieben.
Bild: ROSAKuh
Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung
So konnte lange sichergestellt werden, dass die 1.500 Liter Milch, die tagtäglich von den eigenen Kühen kommen, verarbeitet und vermarktet werden können. Als im Laufe der Pandemie die Reisebestimmungen gelockert wurden und schlagartig viele Kundinnen und Kunden in der Ferienzeit im Urlaub waren, stand der Familienbetrieb vor der nächsten Herausforderung: wie sollte bei einem Produkt mit relativ kurzer Haltbarkeitsdauer auf einen derartigen Nachfrageeinbruch reagiert werden? Die Bauers wären nicht die Bauers, wenn sie nicht auch darauf eine Antwort gefunden hätten: durch die Produktion von Käse konnte ein länger haltbares Produkt produziert und gleichzeitig viel Milch verwertet werden.
Respekt gegenüber Natur und Tieren, Liebe zum Produkt und Zusammenhalt für Familie, Mitarbeitende und die Region – das lebt Michael Bauer auf seinem Hof, jeden Tag und in jeder Hinsicht.