Felix Pensel ist 34 Jahre alt, Künstler und lebt in Nürnberg. Bei ihm dreht sich fast alles um Digitalisierung und den technologischen Fortschritt. Zugleich ist die klassische Leinwand aber sein liebstes Medium. Darüber versucht er in seinen Werken beispielsweise Menschen die Angst vor der Zukunft zu nehmen und eine Tür in unerforschte Welten zu öffnen.
Text: Oliver Dürrbeck Bilder: Felix Pensel
Wer sich den Instagram-Account von Felix ansieht, dem springen sicher gleich das Profil von Elon Musk und die Bilder, auf denen die abgebildeten Personen große bunte Pixel über ihren Augen haben, ins Auge. Daher hätte ich mir meine erste Frage wohl auch ein Stück weit selbst beantworten können: Ich wollte vom gebürtigen Nürnberger wissen, was ihn und seine Kunst aktuell bewegt: Digitalisierung und technologischer Fortschritt. Für manch einen scheint das jetzt vielleicht im Widerspruch zu der in der Einleitung genannten klassischen Leinwand zu stehen. Aber lassen wir ihn erzählen, wie er „klassische“ Malerei mit dem Metaverse zusammenbringt und wie die Türen in die noch unerforschten Welten aussehen.
Metaverse meets Garten Eden
„Digitalisierung und technologischer Fortschritt sind zwei Dinge, die bei mir und auch in meiner Kunst eine wesentliche Rolle spielen. Erst heute habe ich zum Beispiel gelesen, dass eine Firma gemeinsam mit der NASA eine Möglichkeit gefunden hat, aus Treibhausgasen ein Protein zu generieren. Vielleicht können wir künftig die Gase einfach essen. Sowas mag ich“, lacht der Künstler. Wie der technologische Fortschritt in seiner Kunst aussehen kann, erläutert er mir an seinem Bild „Meta-Eden“ (Titelbild des Beitrags). Darauf hat er versucht, das Metaverse in hellen und freundlichen Farben und den Garten Eden gemeinsam abzubilden. Auf der Leinwand zu sehen ist eine Gruppe von Menschen, die im Kreis um einen Gegenstand stehen. Die Situation ist angelehnt an ein Werk des Malers Hieronymus Bosch. Bei ihm stand eine Gruppe von Menschen um eine Erdbeere. Dies sollte widerspiegeln, dass zum Zeitpunkt als das Bild entstanden ist, Dinge wie frisches Obst und Luxusgüter nur einer kleinen Gruppe von Menschen zugänglich waren. Die Erdbeere überträgt der Nürnberger auf das Jetzt: „Wer heute Zugang zu Technologie hat, beispielsweise bei Arbeitsschritten auf Roboter zurückgreifen oder Algorithmen versteht und für sich nutzen kann, der hat einen gewaltigen Marktvorteil“. Der Gegenstand, um den sich die Gruppe versammelt hat, ist im Übrigen ein fünf Meter langer Flügel einer Fliege, leicht wie eine Feder. So etwas hat Neri Oxman in der realen Welt geschaffen, indem sie die Proteine nachgebildet hat, aus denen die Flügel echter Fliegen bestehen – neueste Forschung, eine weitere Inspirationsquelle.
Mit dem Dargestellten will der 34-jährige den Menschen auch ein wenig die Angst vor der Zukunft nehmen. „Ich habe immer das Gefühl, dass sich viele vor dem fürchten, was sie mal erwartet, vor dem Schritt ins Ungewisse. Für mich als Künstler muss ich aber sagen, dass die Zukunft und das damit verbundene Ungewisse und eben genau der Schritt dorthin, eigentlich immer das Geilste ist.“
Bitcoin-Code und NFTs
Auch Felix ist in der Cryptowelt unterwegs. „Anfangs konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie so eine Blockchain funktioniert. Da habe ich mir dann den Core Code der Bitcoin-Währung heruntergeladen, ihn mit einem 3D-Programm visualisiert, in einen transparenten Würfel gepackt und greifbar gemacht“. Auch NFTs nutzt er für Kunstwerke. Hier sieht der junge Künstler aber noch einige Hürden, um das Digitale mit realer Kunst verbinden zu können: „Wie soll man beispielsweise einem Sammler erklären, dass er das Bild an sich nicht verkaufen kann, sondern nur das Zertifikat dazu, das NFT?“
T-Shirt, Leinwand oder Puzzle?
Während sich im digitalen Bereich in Zukunft also sicher noch viel bewegen wird, spielen klassische Materialien für Felix aber auch heute eine zentrale Rolle. Ich frage ihn, wo er sich beziehungsweise seine Werke bei Kunstbegeisterten am liebsten sieht – auf dem T-Shirt, auf der Leinwand oder als Puzzle am Tisch. „Auf der Haut“, scherzt er mit einem Lachen und spricht dann aber direkt mit Leidenschaft von der Leinwand. „Die Leinwand ist ein schönes Medium, etwas Klassisches, altertümlich und etwas, auf dem richtig mit echter Farbe gemalt wird. Es geht doch auch beim Bücher lesen nichts über ein Buch, das man in der Hand hält, das Papier und die Wertigkeit spürt.“ Das unterscheidet echte Kunst auch von der, die von Robotern, von Algorithmen, geschaffen wird. Er glaubt, dass Malerei Horizonte bei Menschen erweitern, dass die Kunst beim Betrachter Türen in noch unerforschte Welten öffnen kann. „Man sagt ja, dass wenn ein Mensch auch nur einen originären Gedanken in seinem Leben hat, ist das viel. Das, was wir lernen, gibt es in der Regel doch schon. Auf der Leinwand kann man aber Dinge darstellen, die nicht eindeutig sind, die Interpretationsspielraum lassen, und damit bei Menschen Dinge auslösen, die er vorher nicht für erdenkenswert gehalten hat. Daher ist die Form der Kunst für mich das stärkste Medium“.
Wer sich auch auf den Weg in unerforschte Welten machen und eines der Werke von Felix Pensel betrachten will, findet auf seiner Homepage unter www.felixpensel.com aktuelle Infos über seine Kunst und anstehende Ausstellungen.
online-pseudonym @felixlepeintre
Im Netz ist Felix auf den verschiedensten Plattformen unter seinem Pseudonym @felixlepeintre zu finden.
Er hat beispielsweise kürzlich auch eine Kollektion mit dem Namen „mmxgan“ auf der Tezos Blockchain objkt.com erstellt. Das „gan“ im Namen steht für generative adversarial network. Das bedeutet, dass Bilder per Texteingabe beziehungsweise künstliche Intelligenz erstellt werden und so beispielsweise die Mickey Maus in verschiedensten Ausführungen entsteht – „Collectible experience powered by brain, stomach, hand, machine and ai“.